Die Old School Basterds machen wunderbar energetische Musik, bei der selbst hartgesottene Tanzmuffel rhythmische Zuckungen in den Füßen bekommen. Wie sieht es aber mit Ihrer eigenen Tanzfreude aus?
Durchwachsen würde ich sagen. Wir unterscheiden gerne zwischen unkoordiniert-ekstatischen aber dennoch rhythmischen Bewegungen zur Musik und dem trainierten Tanz mit Partnerin. Musiker tendieren eher zu Ersterem würde ich meinen, wobei es in unserer Band beide Strömungen gibt: unser Bassist Vincenzo geht in seinem zivilen Leben gerne mit seiner Frau zu Volkstanzabenden und ich bin gemeinsam mit meiner Frau dem Lindy Hop-Fieber verfallen, wir haben Tanzkurse in diese Richtung an einer Grazer Tanzschule besucht und ich bin so eigentlich auf die Idee für unser neues Album gekommen. Grundsätzlich mögen wir beides bei unseren Konzerten wobei wir durchaus das wippende-shakende Publikum präferieren…einfach weil bei denen der Fokus bei der Band bleibt und wir die komödiantischen und konzertanten Seiten unseres Programmes besser ausspielen können. Beim Tanz zu zweit ist man naturgemäß sehr auf seine Partnerin fokussiert, muss daran denken rechtzeitig die nächste Figur einzuleiten, etc. Da bleibt wenig Aufmerksamkeit für den Musikgenuss, aber in der Regel haben wir diesbezüglich eine gute Mischung bei unseren Konzerten!

Wie erleben Sie die Tanzfreude der Steirer bei den Live-Konzerten? Wächst die Lust am Tanz wieder vermehrt?
Ob die allgemeine Lust am Tanz vermehrt wächst kann ich nicht beurteilen da wir uns mit dem Thema "50er Jahre“ in einem sehr spezifischen Umfeld bewegen. Allerdings ist der Boom der alten amerikanischen Tänze ab den 20er Jahren extrem stark zu spüren. Vor allem in den größeren Städten Europas scheint dies ein recht infektiöser Virus zu sein … wir merken es auch vermehrt an den Buchungen die uns seit letztem Jahr des öfteren auf einschlägige Tanz- und Musikfestivals nach Deutschland bringen. Über die  Tanzlust der Steirer im Besonderen kann ich nur schwärmen…als heimische Band haben wir natürlich unsere treuste Fangemeinde in der Steiermark, und die CD-Präsentation Anfang März hat uns wieder einmal gezeigt, dass es an der Lust sich zur Musik der Basterds zu bewegen nichts zu meckern gibt in der Steiermark!!

Ihr habt jetzt mit „Dance Potion No. 5“ ein neues Album herausgebracht. Tanz steht da augenscheinlich auch im Vordergrund. Nach welchen Kriterien wurden die Songs ausgewählt?
Wir sind immer auf der Suche nach einem Thema für unsere Alben. Es hat sich herausgestellt, dass es für uns leichter ist wenn man ein Thema findet auf das man sich dann vollends einlassen kann und dass sich die CDs und Langspielplatten leichter verkaufen wenn mit einem Wort erklärt ist, was sich darauf befindet. Unser erstes Album trägt den Titel „No. 1“; es befinden sich ausschließlich Nummer 1 Hits darauf. Das zweite Album „Holy Sh*t“ ist ein Weihnachtsalbum; das dritte Album „Whole Lotta Love Songs“ ist voller Songs, die die Liebe zum Inhalt haben; „The Lost Tapes“ ist unser vierte Streich und es befinden sich darauf erstmals ausschließlich Songs der OldSchoolBasterds. Unser aktuelles Album „Dance Potion No. 5“ ist eine Mischung aus fantastischen Songs aus den 50ern, die wir noch nicht aufgenommen hatten und einigen eigenen Songs. Wir wollten alle Tänze bedienen die damals in den Musikcharts vorkamen.

Grundsätzlich mussten wir erst einmal die beiden Denkwelten miteinander vereinen, die Denkweise der Tänzer unterscheidet sich in vielen Bereichen von der der Musiker. Es wird unterschiedlich gezählt und die exakte bpm Zahl (beats per minute) also das Tempo ist von immenser Bedeutung bei den Tänzern. Wir haben uns einige Male mit der Karin Preininger getroffen, eine ganz fantastische Tanzlehrerin und Expertin in Sachen Vintage-Tänze und gemeinsam haben wir unser gesamtes Repertoire strukturiert um ein Gefühl für das Thema zu bekommen. Mit dem neu erworbenen Wissen haben wir uns dann für 23 Songs entschieden, die aus tänzerischer Sicht sehr vielseitig sind und bei denen wir uns auch vorstellen konnten, dass sie von den Basterds gespielt werden. Über die Jahre ist so etwas wie ein „Bandsound“ entstanden, d.h. die Lieder, die wir spielen klingen auch gleich nach den OldSchoolBasterds…das ist grundsätzlich was Gutes, man muss dann entscheiden ob der jeweilige Song diese Einverleibung auch „verträgt“.

Wir waren sehr flott unterwegs im Studio und hatten die 23 Lieder in 4 Tagen schon im Kasten, somit hatte sich ein Tag für eigenes Material ergeben. Das war eigentlich nicht vorgesehen, denn ursprünglich hätte es ein reines Cover-Album werden sollen. An diesem Tag entstanden 4 eigene Songs, und genau diese 4 Lieder sind aus meiner Sicht die absoluten Highlights und bilden die „Seele“ auf der Platte.

Am Ende mussten wir ein Lied weglassen weil es tatsächlich nicht mehr auf die CD gepasst hat. 26 Titel bedeuten jede Menge Abwechslung auf 2 Vinyl-Schallplatten! 

Warum denken Sie gibt es derzeit wieder so große Freude an jahrzehntealten Oldies?
Ich denke es gibt wieder ein starkes Verlangen nach Handgemachtem. Wir leben in einer Zeit in der DJs die neuen Musiker geworden sind, d.h. Menschen die eigentlich vom Computer her kommen bestimmen das musikalische Geschehen im aktuellen Popzirkus. Ich würde doch meinen, dass die Musikwelt von MusikerInnen dominiert werden sollte und sich allmählich eine Abkehr von dieser Entwicklung beobachten lässt. Das Erlebnis einer energetischen Live-Band ist Gott sei Dank digital nicht reproduzierbar und die Menschen lernen das wieder immer mehr zu schätzen. Ebenso ist bei vielen Menschen eine Abkehr zum digitalen Wahnsinn spürbar; nicht zuletzt durch den Boom der alten Trägermedien (Schallplatten) ist eine Sehnsucht nach der überschaubareren analogen Welt zu erkennen.

Die Musik der 50er Jahre ist so bunt wie die Zeit reich an Widersprüchen war: traditionelles konservatives Familienbild, klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, Rassendiskriminierung in den USA, ständiger ideologischer Konflikt mit der Sowjetunion, etc… . In der Musik sind „Spannungen" nichts Negatives sondern bilden oftmals die eigentliche Quintessenz.

Die Tatsache, dass die „weißen“ Künstler die Musik der „schwarzen“ kopiert hatten (Elvis) hat zu einer allgemeinen Befruchtung der Musik geführt. Der hohe Anteil von Blues und Gospel in der Musik machen die Lieder emotional ansprechend und dennoch leicht verständlich. Und nicht zuletzt die, in der Singleschallplatte begründete Kürze der Songs lässt die Musik der 50er doch sehr effizient erscheinen, was eigentlich sehr gut in unsere heutige Zeit passt. Ein guter Song muss nicht viel länger als zweieinhalb Minuten dauern. 

Auf welches Konzert freuen Sie sich in diesem Jahr schon ganz besonders und warum?
Also die wichtigsten Konzerte haben wir bereits im März absolviert, nämlich die CD-Präsentationen im Grazer Orpheum und im Wiener Orpheum! Wir haben unser Programm umgestellt und spielen nun 50% 50er Jahre Songs und 50% eigenes Material. Das war ein Experiment und wir sind überglücklich, dass es so gut angekommen ist! Grundsätzlich freuen wir uns immer besonders auf Konzerte in der Steiermark wenn sich auch Freunde und Familie unters Publikum mischen. Die nächsten Termine sind unsere CD-Präsentation in Judenburg am 12.4.; am 27.6. sind wir beim „Rock The Roof“ Festival in Schladming dabei. Ich persönlich freue mich sehr auf mein persönliches „Heimspiel“ beim Stadtfest in Trofaiach am 15.6.! Einige Termine in Kroatien und ein paar Deutschland-Termine sind dieses Jahr neu in unseren Terminkalender gerutscht auf die wir uns sehr freuen, darunter das „Swing Dance“-Festival in Dresden, und natürlich freuen wir uns auf unsere Weihnachtstour, die uns im Dezember wieder durch ganz Österreich führen wird…absolutes Highlight ist das Konzert im Grazer Orpheum am 15.12.  für das wir wieder auf ein ausverkauftes Haus hoffen dürfen!

Jedes Jahr ist anders und wir freuen uns dass es eine Fangemeinde gibt, die mit uns wächst!
www.oldschoolbasterds.com