Eine überstandene Corona-Infektion schützt nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht vor einer Infektion mit der neuen Omikron-Variante. "Wir denken, dass eine vorherige Infektion nicht gegen Omikron schützt", sagte die Infektiologin Anne von Gottberg von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des WHO-Regionalbüros Afrika.

Die Frage werde weiter erforscht, sagte die Wissenschafterin. Erste Beobachtungen sprächen aber dafür, dass schon einmal Infizierte durch Omikron erneut an Covid-19 erkranken könnten. Dann fielen die Symptome aber offenbar oft weniger schwer aus. Die vorhandenen Corona-Impfstoffe dürften laut von Gottberg weiter gegen schwere Erkrankungen schützen.

Omikron bereits in 20 Ländern nachgewiesen

Die Variante war vor einer Woche erstmals in Südafrika nachgewiesen worden. Sie weist im Vergleich zum bisher gängigen Coronavirus 32 Mutationen auf. Mittlerweile wurde die Omikron-Variante nach WHO-Angaben bereits in mehr als 20 Ländern nachgewiesen, darunter auch Österreich.

Das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten der Afrikanischen Union (Africa CDC) warnte vor Panik wegen der neuen Omikron-Variante. "Es gibt keinen Grund zur Panik", sagte Africa-CDC-Chef John Nkengasong bei einer Pressekonferenz. "Wir stehen nicht ohne Schutz da." Zwar sei auch die AU beunruhigt, sie glaube aber "nicht, dass die Lage nicht beherrscht werden kann". Seine Behörde bereite sich schon "seit langem" auf das Auftreten einer neuen Corona-Variante vor, hob Nkengasong hervor.

Mit Botswana, Ghana, Nigeria und Südafrika sei Omikron mittlerweile in vier Ländern des Kontinents nachgewiesen, betonte Nkengasong. In ganz Afrika seien in der vergangenen Woche 52.300 Neuinfektionen gezählt worden - das ist ein Anstieg um 105 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. 31.000 Neuinfektionen entfielen auf Südafrika. Noch unbekannt ist laut Nkengasong, wie viele Menschen davon sich mit der neuen Omikron-Variante angesteckt hätten. "Wir sind definitiv besorgt wegen der Lage im südlichen Afrika", sagte er.

Versorgungslage mit Impfstoffen bessert sich

Dabei verbessere sich gerade die Versorgungslage mit Impfstoffen, die aber nicht schnell genug verabreicht würden. In Afrika sind erst sieben Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Der Kontinent hat mittlerweile 417,5 Millionen Dosen beschafft, von denen aber erst 235,8 Millionen verabreicht worden sind. Insgesamt wurden bisher in Afrika laut CDC rund 8,6 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 223.000 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Angaben von Experten auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen jedoch höher liegen.

Nkengasong zeigte sich besorgt mit Blick auf die Feiertage zum Jahresende und befürchtet angesichts zahlreicher Zusammenkünfte zu Weihnachten oder Neujahr einen starken Anstieg der Corona-Zahlen. Die Africa CDC will die Zahl der Tests auf dem Kontinent in den kommenden Monaten von aktuell 82 Millionen auf 200 Millionen steigern. Insgesamt sind bisher elf Länder in der vierten Infektionswelle - Mauritius geht laut der Africa CDC in seine fünfte. Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren.