Testen gehört seit Monaten zum Alltag vieler Menschen. Egal ob geimpft oder nicht, immer wieder wird via Abstrich kontrolliert, ob eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen werden kann. Immerhin gilt: Sicher ist sicher. Dass jetzt das Testen nicht mehr ausreicht, um etwa ins Gasthaus, Theater oder Fußballstadion zu kommen, sorgt vielerorts für Unverständnis. Ist es sinnvoll, nur mehr Geimpfte und Genesenen den Zutritt zu erlauben? Und wie unterscheiden sich eigentlich die einzelnen Testverfahren?

Gurgeltests sind aussagekräftig 

Trotz 2G-Regel: Wer sich jetzt impfen lässt, kann mit einem PCR-Test vier Wochen lang (bis 6. Dezember) ebenfalls 2G-Bereiche besuchen. Danach muss aber der zweite Stich erfolgen. Da hierfür auch die Gurgeltests herangezogen werden können, stellt sich aktuell auch die Frage nach deren Treffsicherheit. Laut dem Virologen Lukas Weseslindtner von der Med Uni Wien könne man sich auch auf diese im gleichen Ausmaß verlassen, wie auf herkömmliche PCR-Tests: „Wenn man lange genug gurgelt, sind diese vergleichbar mit den PCR-Tests durch Nasen- oder Rachenabstrich.“

Verstärkt auf PCR-Tests zu setzen, macht laut dem Virologen durchaus Sinn. Dass dem so ist, erklärt sich dem Experten zufolge aus der Verschiedenheit der Testverfahren: Bei PCR-Tests wird genetisches Material des Virus in der Probe exponentiell vermehrt. Hingegen reagieren Antigen-Tests auf ein Protein am Eiweißstoff des Virus. Dieses wird farblich markiert. „Daher braucht es bei den Antigen-Tests eine viel größere Menge an Viren, damit ein Signal gegeben wird. PCR-Tests schlagen schon bei weit niedrigeren Virenmengen an und sind daher um ein Vielfaches sicherer“, so der Virologe.

Vor allem bei Symptomlosen relevant 

Vor allem bei jenen Menschen, die noch keine Symptome haben, wirkt sich das massiv aus: „Bei Personen, die bereits infiziert sind, aber noch keine Symptome haben, liegt die Chance, dass der Antigen-Test die Infektion nachweist bei nur etwa 50 Prozent. PCR-Test sind hier eindeutig genauer“, sagt Weseslindtner. Das bestätigen mittlerweile auch zahlreiche Studien. Somit rechtfertigt sich auch das Streichen der gratis Wohnzimmertest: Durch mögliche Fehler beim Abstreichen seien diese noch ungenauer.

Die Virus-Varianten beeinflussen die Aussagekraft der Tests allerdings nicht: Bei allen bisher bekannten Varianten blieb die Testgenauigkeit gleich: „Etwa bei PCR-Tests wurden die Sonden zum Vervielfältigen des genetischen Materials so platziert, dass sie sich an Stellen befinden, an denen keine starken Virusveränderungen zu erwarten sind“, erklärt der Virologe. Auch bei der Entwicklung der Antigen-Tests wurde darauf geachtet, dass diese auch im Fall von Mutationen nicht ungenauer werden.

Delta verändert die Situation 

In Bezug auf das Testen spielt die aktuelle Virusvariante aber auf andere Art eine Rolle: "Die Delta-Variante hat eine höhere Replikationskinetik. Das heißt, das Virus vermehrt sich im Körper rascher. So kann man schon 24 Stunden nach einem negativen Test ansteckend sein." Daraus lässt sich laut Weseslindtner auch ableiten, warum das Testen als Eintrittskarte im Rahmen der aktuell hohen Fallzahlen nicht mehr funktionieren kann: „Um die Übertragungswahrscheinlichkeit möglichst gering zu halten, müssten ungeimpfte Menschen theoretisch jeden Tag einen PCR-Test machen.

Für einige stellt sich hier dann die Frage: Müssten sich dann Geimpfte nicht auch täglich testen lassen, wenn sie ins Stadion, Museum oder Kaffeehaus wollen? „Impfdurchbrüche sind nicht das richtige Gegenargument“, sagt der Virologe. „2G hat zum Ziel, die Coronafallzahlen von der Intensivstation abzukoppeln.“ Denn dort, wo Geimpfte und Genesene zusammen kommen, ist es zwar auch möglich, dass das Virus zirkuliert, allerdings ist die Gefahr, dass die dort anwesenden Menschen schwer erkranken und das Gesundheitssystem belasten, geringer.