Menschen, welche die Maskenpflicht bislang eher – im besten Fall - leger ausgelegt hatten, tragen plötzlich doch Mundnasenschutz. Der Grund: sie möchten sich vor geimpften Personen schützen, die das Spike-Protein an sie übertragen könnten.

Impfstoff-Shedding nennt sich dieser spezieller Impfmythos, der in zahlreichen Foren sowie auf sozialen Medien in unterschiedlichsten Formen verbreitet wird. Im Kern geht es darum, dass geimpfte Personen das Spikeprotein wieder ausscheiden können, etwa durch Husten oder Hautkontakt, und so auch Ungeimpfte damit „anstecken“ könnten. Die Folge für die Ungeimpften könnten demnach Fehlgeburten sein, oder auch starke bzw. unregelmäßige Periodenblutungen. Auch Kopfschmerzen oder Übelkeit könnten Folgen des „Sheddings“ sein.

„Das ist absoluter Humbug“, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz (Med-Uni Wien). „Der Impfstoff wird in den Muskel gespritzt, von dort kann dieser bzw. können einzelne Bestandteile davon nicht ausgeschieden werden“, erklärt sie. Die Sorge in Bezug auf Impfstoff- oder Vaccine-Shedding bezieht sich im Speziellen auf das Spikeprotein. Nimmt man also an, dass dies bis in den Speichel gelangen würde, wäre spätestens ebenda Endstation, denn „Speichel spaltet Proteine auf“.

Der Bauplan des Spikeproteins

Die Kolleginnen und Kollegen von correctiv.org haben dem Mythos „Shedding“ ebenso einen Faktencheck gewidmet und zitieren eine Sprecherin von Biontech/Pfizer: „Da im Körper kein Virus produziert wird, findet auch keine Ausscheidung statt. Der Impfstoff kann nicht durch Ausscheidung eingeatmet werden und kann nur durch eine verabreichte Dosis (intramuskuläre Injektion) in den menschlichen Körper gelangen.“

Zudem ist für eine Ausscheidung bzw. Übertragung das gesamte Virus vonnöten. Dieses kommt aber durch eine Impfung gar nicht in den Körper – bei keinem der bislang zugelassenen Vakzine gegen Covid-19. Übermittelt wird - via Impfung an das Immunsystem – der Bauplan des Spikeproteins. Mit dessen Hilfe kann das Immunsystem dann Antikörper bilden, die das „echte“ Spikeprotein im Falle einer Infektion erkennen können.

Eine pseudo- wissenschaftliche Arbeit

Die Genese dieses Mythos ist keine uninteressante. Sie stammt von einem Impfgegner, der diesen Mythos in eine scheinbar wissenschaftliche Arbeit verpackt hat. Diese „Studie“ hat er als Preprint veröffentlicht, so bekam das Papier einen seriösen Anstrich. „Aber kein renommiertes Fachmagazin würde diese Arbeit jemals veröffentlichen“, sagt Redlberger-Fritz. Der Autor habe Fakten falsch zusammengefügt und in weiterer Folge unzulässige Schlüsse gezogen. „Das hat ungefähr jene Qualität, wie wenn ich sage: Im Burgenland gibt es viele Störche, deswegen gibt es dort besonders viele Babies“, erklärt Redlberger-Fritz.

Das Fazit

Impfstoff-Shedding ist ein Mythos, der Anleihen an einigen Verschwörungstheorien in Bezug auf Vakzine nimmt. Wissenschaftlich ist keine dieser Behauptungen halt- bzw. belegbar.