Bei Parkinson ist eine frühe Diagnose wichtig. Auf welche Anzeichen sollte man achten?

Schon vorab kommt es zu einer Reihe von unspezifischen Frühsymptomen. Dazu zählen Schlafstörungen, Müdigkeit, Geruchsstörung, Verstopfung sowie Stimmungsänderungen und Depression. Diese gehen oft mit leichten ersten motorischen Erscheinungen einher, wie beispielsweise einer Veränderung des Schriftbilds oder Schwierigkeiten, einen Arm beim Gehen richtig mitzuschwingen. Auch wenn sich der Körper etwas steifer anfühlt und ein leichtes Zittern in Ruhe beginnt, können das erste Anzeichen sein. „Wenn mehrere dieser Symptome gemeinsam auftreten, könnte ein Frühstadium der Parkinsonkrankheit vorliegen. Dementsprechend sind eine Abklärung und frühe Diagnosestellung wichtig. Denn wenn man von Anfang an adäquat therapiert ist, lässt sich der Verlauf der Erkrankung besser kontrollieren“, sagt Neurologin Petra Schwingenschuh.

Was sollte man tun, wenn man den Verdacht hat, an Parkinson zu erkranken?

Der erste Schritt ist, den Hausarzt aufzusuchen. Erhärtet sich für ihn der Verdacht auf Parkinson, wird ein Facharzt für Neurologie hinzugezogen. „In 70 Prozent der Fälle lässt sich die Erkrankung anhand klinischer Kriterien diagnostizieren. Manchmal sind jedoch Zusatzuntersuchungen notwendig, um die klinische Verdachtsdiagnose abzusichern und die Parkinsonkrankheit von anderen Erkrankungen abzugrenzen“, so die Neurologin.

Was passiert bei Parkinson im Körper?

„Vereinfacht gesagt, gehen die dopaminproduzierenden Zellen im Gehirn zugrunde. Dann gibt es zu wenig Dopamin, das aber wesentlich für unsere Motorik ist“, sagt die Expertin. Ist nicht ausreichend von diesem Botenstoff vorhanden, verlangsamt die Bewegung zunehmend, die Muskeln werden steif, die Feinmotorik schlechter und ein Tremor setzt ein. „Das typische Parkinson-Zittern ist leicht zu erkennen: Es passiert dann, wenn die Hände ruhig gehalten werden.“ In Aktion verschwindet es.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Zentral ist bei Parkinson eine medikamentöse Therapie, die Symptomkontrolle bewirken soll. „Außerdem empfiehlt sich Physiotherapie“, sagt die Neurologin. Treten über die Jahre Schwierigkeiten beim Sprechen auf, rät die Expertin auch zu einer logopädischen Betreuung.

Was kann man als Betroffener selbst tun?

„Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass es den Verlauf positiv beeinflusst, wenn man körperlich aktiv bleibt“, sagt Schwingenschuh. Empfohlen wird dafür drei Mal pro Woche für rund 30 Minuten sanftes Ausdauer- und Krafttraining. „Am besten wählt man dafür eine Sportart, die einem Spaß macht – das erhöht die Chance, dass man wirklich dranbleibt.“ Weitere Studien zeigen auch, dass gesunde und ausgewogene Ernährung sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Was hat sich im Umgang mit der Krankheit in den letzten Jahren verändert?

„Der größte Fortschritt in den letzten Jahren war, dass wir die Krankheit nun schon viel früher erkennen und diagnostizieren. Bis vor Kurzem hat man Parkinson erst im Vollstadium erkannt. Dann waren oft 70 Prozent der Dopamin produzierenden Nervenzellen schon zugrunde gegangen“, so die Expertin. Außerdem seien derzeit viele Medikamente in klinischen Prüfungen. Sowohl solche, die möglicherweise den Verlauf positiv beeinflussen können, wie auch Präparate, die ein besseres Symptommanagement vor allem in der Spätphase der Erkrankung ermöglichen. „Hier tut sich sehr vieles. Parkinson ist zwar eine chronisch fortschreitende Erkrankung, aber diese ist gut behandelbar.“

Sind Parkinsonpatienten im Hinblick auf Covid-19 eine Risikogruppe?

Grundsätzlich haben Parkinson-Patienten zwar kein erhöhtes Infektionsrisiko, „allerdings steigt das Risiko für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung im höheren Lebensalter und mit der Zahl der Vorerkrankungen stark an. Vor allem die fortgeschrittene Parkinson-Krankheit ist eine ernst zu nehmende Vorerkrankung und wir empfehlen unseren Parkinsonpatienten ausdrücklich, sich impfen zu lassen“, sagt Schwingenschuh.

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