Der Johnson & Johnson-Impfstoff ist das vierte EU-weit zugelassene Corona-Vakzin, die ersten Dosen sollen demnächst an die Mitgliedsstaaten verteilt werden. Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Wirkstoff ab dem 19. April geliefert wird, im zweiten Quartal insgesamt 55 Millionen Dosen. Anders als bei den anderen Impfstoffen ist hier nur eine Impfspritze für einen umfassenden Schutz nötig. Österreich erwartet bereits in der kommenden Woche 16.800 Dosen, geht aus dem Impf-Dashboard hervor. Bis Anfang Mai sollen dann 48.000 Impfdosen verfügbar sein.

Nebenwirkungen bei Vektorimpfstoffen 

Doch kurz vor dem Impfstart mit dem Vakzin von Johnson & Johnson sorgen Berichte über mögliche Nebenwirkungen für Aufsehen: Nach der Meldung über vier Thrombosefälle nach einer Impfung mit dem Corona-Vakzin des US-Herstellers  prüft die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) einen möglichen Zusammenhang. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat nach eigenen Angaben bisher keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln gefunden. Die Untersuchungen zu Fällen von Blutgerinnseln dauerten an, erklärte die FDA am Freitag

Wie die EMA am Freitag mitteilte, wurden drei Thrombosefälle in den USA gemeldet und ein weiterer im Rahmen einer klinischen Studie an einem nicht näher genannten Ort. Einer der Fälle verlief demnach tödlich. Wie beim Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca und dem russischen Sputnik Vhandelt es sich beim Vakzin von Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff. Dabei wird als Vektor ein sogenanntes Adenovirus genutzt. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.

Auch wenn diese Nebenwirkungen hauptsächlich mit AstraZeneca in Verbindung gebracht werden, können diese auch andere sogenannte Vektorimpfstoffe gegen Covid-19 betreffen, erläuterte der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien, Markus Zeitlinger.

Auftreten von Thrombosen sehr selten

In der Zulassungsstudie zum Vakzin des US-Impfstoffherstellers Johnson & Johnson sei ebenfalls ein Fall einer Hirnvenenthrombose beschrieben, so Zeitlinger. Das werde sicherlich "sehr genau" angeschaut. "Das könnte ein Klasseneffekt der Vektorimpfstoffe sein", sagte Zeitlinger. "Warum genau, wissen wir nicht." Das Phänomen sei sehr spezifisch und bei den mRNA-Vakzinen bisher nicht aufgetreten.

Das Auftreten solcher Thrombosen bleibt selten. Bei 100.000 Impfungen gibt es im Schnitt einen Fall. Um sich dennoch nach der Impfung sicher fühlen zu können, gibt es einige Symptome, auf die man achten sollte.

Impfreaktionen erkennen

Als ersten Schritt muss man zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen unterscheiden. Impfreaktionen sind Reaktionen, die nach einer Impfung zu erwarten sind. Bei der Covid-19-Impfung sind diese allerdings häufiger als beispielsweise bei FSME- oder Grippeimpfungen. „Die typischen Impfreaktionen sind in diesem Fall Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle und allgemein Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen Muskel- und Gelenkschmerzen", sagt Infektionsspezialist der Kages, Bernhard Haas. Bei den mRNA-Impfstoffen sind die Impfreaktionen nach der zweiten Teilimpfung ausgeprägter – bei Vektorimpfstoffen nach der ersten.

"Sowohl im Hinblick auf die Anzahl wie auch auf die Ausprägung der Impfreaktionen zeichnet sich hier ein Bild ab, wie es aufgrund der Zulassungsstudien zu erwarten war", sagt der Experte. Grundsätzlich haben jüngere Menschen stärkere Reaktionen als ältere Personen. "Das liegt daran, dass das Immunsystem stärker reagiert", so Haas. Impfreaktionen treten acht bis zehn Stunden nach dem Stich auf und sollten nach 72 Stunden abgeklungen sein. Dauern die Symptome länger als drei Tage sollte man den Arzt konsultieren oder 1450 anrufen.

Nebenwirkungen sind keine Impfreaktionen

Von den Impfreaktionen – zu erwartende Erscheinungen kurz nach der Impfung – sind Nebenwirkungen zu unterscheiden. Dazu zählen beispielsweise Thrombosen. Achtsam sollte man sein, wenn die Symptome über die 72 Stunden hinaus andauern. Vorsicht ist auch geboten, wenn nach einer Phase ohne Symptome, Beschwerden wie Atemnot, Kopfschmerzen oder Beinschwellungen auftreten. "Dieser zweite Effekt kann rund eineinhalb Wochen nach einer Impfung auftreten. Ist dies der Fall, sollte auf alle Fälle ein Arzt aufgesucht werden." 

Angiologe Thomas Gary von der Med Uni Graz weist darauf hin, vor allem den Zeitpunkt des Symptoms zu beachten: „Auffällig bei allen Arten von Thrombosen, die im Zusammenhang mit der Impfung auftreten, ist die zeitliche Verzögerung. Die Symptome treten auf, nachdem man sich schon gut gefühlt hat.“ Verdächtig sind diese Thrombose-Symptome vor allem dann, wenn zusätzlich eine Risikosituation wie etwa eine Operation, eine Schwangerschaft oder ein Gipsbein vorhanden ist.

Was tun, bei Verdacht?

Besteht ein Verdacht auf Thrombose, sollte man zuerst seinen Hausarzt aufsuchen, dieser kann durch eine Blutabnahme eine weitere Abklärung vornehmen und auch mögliche andere Erkrankungen erkennen bzw. ausschließen. „Erhärtet sich der Verdacht, wird eine Ultraschalluntersuchung Klarheit bringen“, erklärt Gary. Bei Lungenembolien bzw. selteneren Thrombosen, die im Bauch oder Hirn auftreten können, muss eine Computertomografie bzw. eine Magnetresonanz-Untersuchung veranlasst werden. Nach der Diagnose wird laut Gary meist eine blutverdünnende Therapie gegeben.

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