Am 25. Februar 2020 wurden die ersten beiden Coronavirus-Infektionen in Österreich registriert - zu diesem Jahrestag blicken wir auf ein Jahr im Bann der Pandemie zurück und fragen Experten: Was haben wir im letzten Jahr gelernt?

„Schon am Anfang der Pandemie wussten wir von Daten aus China: Kinder erkranken seltener am Coronavirus. Der Hauptrisikofaktor für eine schwere Erkrankung ist das höhere Alter“, sagt Volker Strenger, Kinderfacharzt am LKH-Uniklinikum Graz und Infektionsspezialist der Fachgesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Was sich aber gezeigt habe: Auch Kinder können in seltenen Fällen auch sehr schwer erkranken, nämlich am sogenannten Hyperinflammationssyndrom.

Das ist eine überschießende Immunreaktion, die drei bis fünf Wochen nach der Corona-Infektion auftritt – oft ohne, dass die Kinder davor Symptome einer Covid-19-Erkrankung gezeigt haben. „Dieser schwere Verlauf ist aber sehr selten, in Österreich kennen wir bis dato etwa 50 Fälle“, sagt Strenger. Etwa die Hälfte der betroffenen Kinder und Jugendlichen musste auf der Intensivstation behandelt werden – „wird das Syndrom frühzeitig erkannt, ist es aber gut behandelbar“, sagt der Experte.

Volker Strenger, Kinderfacharzt am LKH-Uniklinikum Graz und Infektionsspezialist
Volker Strenger, Kinderfacharzt am LKH-Uniklinikum Graz und Infektionsspezialist © kk

„Was wir jedenfalls sagen können: Für Kinder sind die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung bedrohlicher als die Erkrankung selbst“, sagt Strenger. Eine noch immer hitzig diskutierte Frage ist: Welche Rolle spielen Kinder im Infektionsgeschehen?

„Die anfängliche Annahme, Kinder würden gerade weil sie seltener Symptome zeigen, unerkannt andere infizieren, wird durch immer mehr Daten widerlegt“, sagt Strenger: Die österreichische Gurgelstudie habe gezeigt, dass die Dunkelziffer der Infektionen unter Kindern nicht größer ist als bei Erwachsenen. „Und immer mehr Studien zeigen auch, dass Kinder weniger Viren im Rachen tragen und asymptomatisch Infizierte generell weniger ansteckend sind“, sagt Strenger. Für den Experten deutet das daraufhin, dass Kinder eine untergeordnete Rolle in der Ausbreitung spielen – „die Diskussion wird aber trotzdem weitergehen“, ist Strenger überzeugt.