Dass sich B.1.1.7 – jene mutierte Virusvariante, die zuerst in Großbritannien aufgetaucht ist – auch in Österreich ausbreiten wird, ist für Public-Health-Spezialist Hans-Peter Hutter (MedUni Wien) „unvermeidbar“. Trotzdem seien Einreisebeschränkungen wichtig, denn man könne Zeit gewinnen und sich rüsten. Aber wie? Bundesrettungskommandant Gerry Foitik sorgte mit einem Maßnahmenplan für Aufsehen, der FFP2-Masken für alle und regelmäßige Selbsttests für zu Hause vorsieht. Sonst, so prophezeite er, „haben wir im März eine Katastrophe“.

Hutter hält nichts von Panikmache. „Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren“, sagt der Experte. Ja, die neue Virusvariante ist infektiöser und könnte die Spitäler schneller an die Kapazitätsgrenzen bringen. „Prinzipiell bleiben die Maßnahmen aber die gleichen“, sagt Hutter: Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen und regelmäßig lüften. Im Angesicht der neuen Virusmutante ist es sinnvoll, bei einzelnen Maßnahmen nachzuschärfen: „Eine FFP2-Maskenpflicht zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln ist denkbar, wenn genug dieser Masken vorhanden sind“, sagt Hutter – wichtig sind diese Masken, die auch den Träger schützen, vor allem für Risikopatienten. Auch Hygienespezialist Klaus Vander (LKH Graz) sagt: „Ich sehe nicht so sehr das Problem der falschen Maske, sondern dass sich immer weniger Menschen an die Regeln halten. Durch einen Abstand von mehr als einem Meter sinkt etwa das Ansteckungsrisiko um 85 Prozent.“

„Nachschärfungen auf dieser Ebene sind jedenfalls besser als ein Lockdown ohne Ende“, betont Hutter. Die Impfung vor allem der Risikogruppen werde helfen, das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren. Und: Kontaktnachverfolgung „muss funktionieren“, sagt Hutter. Selbsttests zu Hause sind für den Experten nur sinnvoll, wenn sie richtig durchgeführt werden, also der Abstrich aus dem Nasenrachenraum entnommen wird. Doch auch dann gilt ein negatives Ergebnis „nur für diesen einen Tag“. „Unter sorgfältiger Beobachtung“ sei es möglich, die Schulen zu öffnen. Wichtig sei: „Es braucht Kommunikation, die zum Mitmachen motiviert und positive Ausblicke gibt.“