Kurz nach Beginn der Covid-19-Impfkampagne in Großbritannien traten dort bei zwei Mitarbeitern des Gesundheitssystems allergische Reaktionen auf – die britische Arzneimittelaufsicht hat deshalb dazu geraten, vorerst niemanden mit einer "signifikanten" Allergiegeschichte den Biontech-Pfizer-Impfstoff zu verabreichen. Die beiden Betroffenen haben eine entsprechende Vorgeschichte mit schweren allergischen Symptomen und haben deshalb auch immer ein Notfallset mit einem Adrenalin-Pen bei sich getragen. Sie mussten nach der Impfung behandelt werden, erholen sich jetzt aber gut, wie ein Zuständiger berichtet.

Die Warnung der britischen Behörden richtet sich nun an Menschen, die in der Vergangenheit signifikante allergische Reaktionen auf Impfstoffe, Arzneimittel oder Lebensmittel hatten. Bei der Warnung handle es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, fügten Verantwortliche hinzu.

Allergische Reaktionen sind selten

Wie außergewöhnlich ist diese allergische Reaktion nun und was bedeutet das für Allergiker? „Wie bei jedem anderen Medikament auch, kann es bei Impfungen zu allergischen Reaktionen kommen“, sagt Elisabeth König, Fachärztin für Klinische Mikrobiologie und Hygiene am Institut für Hygiene der Med Uni Graz. Solche allergischen Reaktionen können von einem juckendem Hautausschlag bis hin zu schweren anaphylaktischen Symptomen mit Atemnot, Kreislaufschwäche oder Schwellungen im Mund- und Rachenraum reichen. „Generell sind allergische Reaktionen auf Impfungen aber selten“, sagt König. Laut dem österreichischen Impfplan treten allergische Reaktionen mit einer geschätzten Häufigkeit von einem Fall auf 500.000 bis zu einer Million verimpfte Dosen auf. Dass die Allergie lebensbedrohlich verläuft, sei sehr selten und passiere mit einer geschätzten Häufigkeit von 1 auf 1,5 Millionen Impfdosen.

Die Allergie tritt in den meisten Fällen auf einen Inhaltsstoff der Impfung auf – welcher Inhaltsstoff im Fall der Covid-19-Impfung von Biontech/Pfizer der Auslöser war, ist noch nicht bekannt. Expertin König ist sich aber sicher, dass nun mit Hochdruck danach gesucht werde, den Auslöser zu identifizieren.

Elisabeth König, Med Uni Graz
Elisabeth König, Med Uni Graz © (c) Siegfried Ullrich

Reaktion auf Inhaltsstoff

So gebe es Impfstoffe, die Hühnereiweiß enthalten, wie zum Beispiel die Gelbfieberimpfung. „Menschen, die eine bekannte Allergie gegen Hühnereiweiß haben, können diese Impfstoffe nicht bekommen“, sagt König. Allerdings ist der in Großbritannien verwendete Impfstoff frei von Hühnereiweiß. Tritt eine Allergie erstmals nach einer Impfung auf, sollte durch Tests untersucht werden, auf welchen Inhaltsstoff der oder die Betroffene reagiert hat – um in Zukunft Impfungen mit solchen Inhaltsstoffen für sich selbst auszuschließen oder auf Impfungen anderer Hersteller zu setzen.

Solche allergischen Reaktionen im Vorfeld auszuschließen sei schwierig, denn: „In Studien werden Menschen mit einer schweren allergischen Vorgeschichte ausgeschlossen oder sie machen gar nicht erst mit“, sagt Markus Zeitlinger, Vorstand Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der Med Uni Wien.

Warnung an schwere Allergiker

Wichtig sei, so König, zu unterstreichen, dass sich diese Warnung momentan an Patienten mit einer „relevanten Allergie-Vorgeschichte“ richtet: Das sind in aller Regel Menschen, die so schwer reagieren, dass sie einen sogenannten Epi-Pen bei sich tragen. Und: „Solche schweren allergischen Reaktionen treten meist innerhalb von Minuten nach der Impfung auf“, sagt König – ein Grund dafür, warum es nach Impfungen beim Arzt einen Beobachtungszeitraum gibt.

Die zuständigen Behörden in den USA und Europa, die FDA und die EMA, prüfen gegenwärtig noch eine Zulassung des Mittels von Biontech und Pfizer. Am Donnerstag soll sich der Beratungsausschuss für Impfstoffe der FDA zur Überprüfung der Daten der beiden Pharmaunternehmen treffen und eine Empfehlung abgeben. Die EMA will über das Vakzin von Biontech und Pfizer bis spätestens 29. Dezember, über das des US-Konzerns Moderna bis 12. Jänner entscheiden.