Was versteht man unter „Mikrobiom“ und wo kommt es vor?
Mikrobiom hat sich als Begriff für die Gemeinschaft aller Mikroorganismen, durchgesetzt, die in einem bestimmten Bereich des Körpers vorkommen. Ein solcher Bereich ist zum Beispiel die Haut oder auch der Mund. Aber das gilt nicht nur für den menschlichen Körper. Egal ob Biene, Eidechse oder Grashalm, alles hat sein Mikrobiom. Wie groß die Rolle des Mikrobioms ist, ist von Organismus zu Organismus verschieden. Besonders wichtig ist für den Menschen das Mikrobiom im Darm. Zu dessen Auswirkungen auf die Gesundheit wird weltweit geforscht.

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Warum ist das Darmmikrobiom besonders wichtig für die Gesundheit?
Das komplexeste und größte Mikrobiom des Menschen ist jenes im Darm. Dieses wird schon in den ersten Lebensjahren stark geprägt. Je vielfältiger dieses Mikrobiom ist, desto gesünder ist man. „Heute wissen wir, dass der Darm zentral für den gesamten Körper ist. Er beeinflusst beispielsweise auch die psychische Gesundheit. Außerdem liegen zwei Drittel des Immunsystems im Darm“, sagt Grassberger. Fehlen verschiedene Keime, ist das Auftreten von Krankheiten viel wahrscheinlicher. Das kann akute Beeinträchtigungen wie Durchfall bedeuten. Aber auch chronische Erkrankungen wie Parkinson, Allergien, Alzheimer und Autoimmunerkrankungen können die Folge sein. Durch die Ernährung ist das Darmmikrobiom veränderbar – kurzfristig und langfristig. „Deshalb müssen wir darauf achten, was wir zu uns nehmen – sowohl in Bezug auf unsere Nahrung wie auch im Hinblick auf Medikamente, die wir schlucken.“

Worauf muss man bei der Ernährung achten, um das Darmmikrobiom vielfältig zu halten?
„Das Mikrobiom im Darm sitzt vor allem in den hinteren Abschnitten, also im Dickdarm. Wenn man nur Zucker und einfache Kohlenhydrate sich nimmt, dann ist schon im Dünndarm alles verbraucht und im Dickdarm hungert das Mikrobiom“, sagt Grassberger. Der Experte rät daher zu faser- und ballaststoffreichen Lebensmittel mit komplexen Kohlehydraten. „Die Lebensmittel sollten vorwiegend pflanzlich und bunt sein. Das heißt nicht, dass man auf Fleisch ganz verzichten muss. Aber Obst und Gemüse sollten im Mittelpunkt stehen.“ Damit man sichergehen kann, dass die Lebensmittel genug hergeben, um sein Mikrobiom ausreichend zu füttern, empfiehlt Grassberger, zu frischen Lebensmitteln zu greifen. Man solle saisonale Produkte bevorzugen. Auch wie wir essen, spielt eine Rolle: Lässt man sich Zeit und speist genussvoll, hat das positive Effekte auf Körper und Geist.
Welche Auswirkungen hat die Landwirtschaft?
„Man kann seinen Körper nicht getrennt von der Umwelt sehen“, sagt Grassberger. Synthetische Düngemittel geben der Pflanze die drei Hauptbestandteile, die sie braucht, um zu wachsen: Stickstoff, Phosphor und Kalium. „So muss sich die Pflanze nicht anstrengen, um zu wachsen. Bekommt sie keine Düngemittel, ist sie gezwungen, ihre Wurzeln stärker wachsen zu lassen und Zucker in den Boden abzugeben, um Bakterien und Pilze ,anzulocken‘“. Dadurch wird das Mikrobiom der Pflanze vielfältiger. Wenn man eine solche Pflanze isst, nimmt man mehr der gesunden Keime zu sich.