Den einfachen und raschen Nachweis des Erbguts des SARS-CoV-2-Virus ohne großem Geräteaufwand erlaubt die von Wiener Forschern entwickelte "RT-LAMP"-Methode. In Zusammenarbeit mit der AGES wurde das Verfahren nun auf seine Genauigkeit überprüft und hat sich als erfolgreich erwiesen. Ab Mittwoch werden erste Krankenhäuser auf die Anwendung geschult, hieß es bei der Vorstellung der Methode seitens der Wissenschafter in Wien.

CORONAVIRUS: DEMONSTRATION DES NEUEN COVID-19-TESTVERFAHRENS ´LAMP´
CORONAVIRUS: DEMONSTRATION DES NEUEN COVID-19-TESTVERFAHRENS ´LAMP´ © (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Wie auch beim Standardverfahren zum Nachweis des neuen Coronavirus - beim PCR-Test - geht es beim "Loop-mediated isothermal amplification"-Verfahren (RT-LAMP) um den direkten Nachweis des Erbguts des Virus. Letztere ist in der Biologie bereits seit rund 20 Jahren eine bekannte und etablierte Reaktion, die das Wiener Team um Andrea Pauli vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und Julius Brennecke vom Institut für Molekulare Biotechnologe (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für den Einsatz in der Covid-19-Pandemie weiterentwickelt hat.

Einfach und schnell

Im Gegensatz zum PCR-Test sind hier keine Hightech-Laborgeräte notwendig, wie die Entwickler bei einem Medientermin am IMP betonten. Die zuvor inaktivierte Probe - das kann neben einem Abstrich auch eine Gurgellösung sein - kommt in Kontakt mit einer speziellen Reagenz. Eine aufwendige Vorbehandlung ist nicht notwendig. "Wir können diesem Input direkt in die Reaktion einsetzen und daher ist es auch verdammt schnell", sagte Pauli. Die notwendige Vervielfältigung des Virus-Erbguts erfolgt durch Enzyme bei einer konstanten Temperatur um 63 Grad Celsius. Theoretisch wäre dies sogar in einem einfachen Wasserbad möglich. Von der Probe zum Resultat dauere es dann zwischen 30 und 45 Minuten. Ist Virus-Erbgut in der Probe, wechselt die Farbe, erklärte Brennecke.

Beim PCR-Test hingegen muss ein komplexer und exakter Wechsel der Temperatur eingehalten werden, was nur mit Spezialgeräten bewerkstelligt werden kann und etwa drei bis vier Stunden dauert. Aufgrund seiner Fähigkeit zum punktgenauen Aufspüren kleinster Erbgut-Mengen ist die PCR-Methode weiter der "Goldstandard" zum Covid-19-Nachweis.

"Kann infektiöse Personen detektieren"

Sehe man sich jedoch den Pandemieverlauf an, wo es nun vor allem um das Erkennen von Menschen geht, die gerade infektiös sind und das Virus tatsächlich weitergeben können, sei das Verfahren fast zu genau oder wie es die Wissenschafter ausdrücken "sensitiv", erklärte Pauli. So schlägt der PCR-Test bekanntlich auch mitunter auch Wochen nach einer überstandenen Infektion an. "Unsere Methode kann wirklich die infektiösen oder 'gefährlichen' Personen detektieren". Hier liege der Vorteil des einfacheren, schnelleren und billigeren Ansatzes, der "parallel zur PCR-Methode eine große Anwendung finden kann", zeigte sich die Molekularbiologin überzeugt.

"Wir haben über 100 Routineproben parallel mit mehreren PCR-Methoden getestet und dann die gleiche Probe zeitgleich mittels LAMP überprüft. Die Ergebnisse haben absolut gepasst. Wir können bestätigen, dass der Test funktioniert", sagte der Leiter des Geschäftsfeldes Öffentliche Gesundheit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Franz Allerberger.

Deutlich einfacher

Da die verwendeten Reagenzien andere sind als bei der PCR-Methode brauche man sich auch weniger um Lieferengpässe sorgen. "Außerdem ist das Verfahren deutlich einfacher. Das heißt, auch Krankenhäuser oder Labors, die bisher keine Diagnostik durchführen konnten, können nun eine Erbgut-Anreicherung machen", so Allerberger: "Jedes einzelne Krankenhaus in Österreich, das ein kleines Labor hat", sei mit der LAMP-Methode nun in der Lage selbst zu testen. Die AGES beginnt jetzt damit, erste Interessenten in die neue Methode einzuführen.

Bei den nun breiter startenden LAMP-Testungen sei Österreich jedenfalls international sehr weit vorne, so Pauli und Brennecke. Lediglich in den USA gebe es Pilotprojekte auf dem Gebiet. Durch die Zusammenarbeit mit der AGES könne man nun auch von offizieller Stelle bestätigt sagen, "dass der Test nicht nur nach rigorosen Standards sehr gut funktioniert, sondern eben auch komplementäre Teststrategie erlaubt", sagte Brennecke. Neben Spitälern seien solch kleine LAMP-Stationen etwa auch in Pflegeheimen zum "qualitativ hochwertigen" Screening von Besuchern - ähnlich den in der Regel weniger genauen Antigen-Tests - geeignet.

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Die Wissenschafter können mittlerweile die notwendigen Enzyme selbst herstellen und stellen den gesamten Ansatz offen zur Verfügung ("Open Access"). So liege der Preis pro Testreaktion bei rund 20 Cent, erklärte Pauli. "Wir hatten von vornherein vor, alles öffentlich zugänglich zu machen. So, dass die Methode etwa auch in der Dritten Welt nachgekocht werden kann", so Brennecke.