Forscher haben herausgefunden, wie das körpereigene Protein Uromodulin vor Blasenentzündungen schützt. Diese Erkenntnis könnte helfen, antibiotikafreie Behandlungen gegen die schmerzhafte Infektion zu verbessern. Das teilte die ETH Zürich am Donnerstag mit. Ein Mix aus verschiedenen Zucker soll Blasenentzündungen heilen.

Es gibt Menschen, die seltener an einer Blasenentzündung erkranken als andere. Ein Grund: Manche Körper produzieren höhere Mengen des schützenden Proteins Uromodulin. Doch wie dieses Entzündungen genau verhindert, wusste man bisher nicht. Das zeigt nun eine in der Fachzeitschrift "Science" erschienene Studie der ETH Zürich, der Universität Zürich und des Kinderspitals Zürich.

Die Wissenschafter untersuchten im Labor, wie das Uromodulin aussieht und wie es die krankmachenden Bakterien neutralisiert. Die beobachteten Prozesse ließen sich auch im Urin von infizierten Patienten nachweisen.

Escherichia coli-Bakterien sind die häufigsten Erreger einer Blasenentzündung. Die Bakterien docken mit ihren fadenförmigen Fortsätzen, den sogenannten Pili, an die Zellen von Blase, Harnleiter oder Harnröhre an. So setzen sie eine Infektion in Gang.

Die biochemischen Untersuchungen der Zürcher Forscher zeigten, dass die Bakterien-Pili verschiedene Zuckerketten auf der Oberfläche des Uromodulins erkennen und daran binden. Ebenfalls erkannten sie mithilfe der Kryo-Elektronentomografie, dass das Uromodulin lange Fäden bildet. Diese umschlingen die Pili der Bakterien regelrecht. "Derart abgeschirmt können die Bakterien nicht mehr an die Zellen im Harntrakt binden und darum keine Infektion auslösen",wird der Mitautor der Studie und Doktorand Gregor Weiss in der Mitteilung der ETH Zürich zitiert.

Des Weiteren erkannten die Forscher im Lichtmikroskop, dass sich aus den Uromodulin-Fäden und Escherichia coli-Bakterien große Klumpen bilden - und dann mit dem Urin wohl einfach ausgeschieden werden. Mit diesen neuen Erkenntnissen lassen sich demnach antibiotikafreie Behandlungen und Präventionsstrategien von Blasenentzündungen weiterentwickeln. Bisher bekommen Patienten dazu häufig Präparate, die den Zucker Mannose enthalten. Diese verhindern zu einem gewissen Grad, dass sich die Bakterien an den Zellen des Harntraktes festsetzen.

"Durch unsere Analysen wissen wir nun, dass die Bakterien mit ihren Pili neben der Mannose auch andere Zucker auf dem Uromodulin erkennen", sagte die Mitautorin und Doktorandin Jessica Stanisich. "Das könnte darauf hinweisen, dass eine Behandlung mit kombinierten Zuckerpräparaten wirksamer wäre."

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