Australien hat ein klares Ziel: Bis zum Jahr 2028 soll der Gebärmutterhalskrebs ausgerottet sein. Und die Australier befinden sich auf Kurs: Im Jahr 2007 war es das erste Land, das ein HPV-Impfprogramm für Kinder und Jugendliche einführte, und könnte das erste Land werden, das den Tumor durch die Impfung ausrottet.

„Das ist epochal“, kommentiert Karl Tamussino, Leiter der Abteilung für Gynäkologie am LKH-Uniklinikum Graz. Durch die HPV-Impfung könnte der Gebärmutterhalskrebs (Zervix-Karzinom) als Krankheit verschwinden, denn bis zu 99 Prozent dieser Tumore werden durch eine Infektion mit den humanen Papillomaviren, kurz HPV, ausgelöst.

Eine aktuelle Studie aus Schottland, wo das Impfprogramm 2008 eingeführt wurde, belegt ebenfalls die Wirksamkeit: Geimpfte Frauen hatten 90 Prozent weniger Krebsvorstufen am Gebärmutterhals als Ungeimpfte. Studien belegen außerdem, dass die Impfung sicher ist - ein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wurde eindeutig ausgeschlossen.

6500 Operationen könnten verhindert werden

140 bis 150 Frauen pro Jahr sterben in Österreich an Gebärmutterhalskrebs, doch weitaus mehr Frauen müssen sich aufgrund von Krebsvorstufen einer Operation unterziehen - etwa 6500 dieser sogenannten Konisationen werden jährlich durchgeführt, Eingriffe, die durch die Impfung verhindert werden könnten. Auch Feigwarzen und andere Tumore werden durch die HPV-Impfung verhindert: Anal- und Penis-Karzinome ebenso wie Tumore im Hals- und Rachenbereich.

Der bis dato berühmteste Betroffene der Letzteren war Michael Douglas, der mit seiner Aussage, sein Rachentumor sei Folge von Oralverkehr gewesen, für weltweites Aufsehen sorgte. „Etwa die Hälfte der Hals- und Rachentumore hängen mit HP-Viren zusammen“, zeigt Tamussino auf.

Die Medizin geht davon aus, dass jede fünfte Krebserkrankung weltweit durch Infektionen ausgelöst wird - die humanen Papillomaviren spielen hier eine zentrale Rolle. Vier von fünf Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit diesen Viren an, meist durch sexuelle Kontakte und meist, ohne es überhaupt zu merken. „Zehn Prozent der Infektionen führen langfristig zu bösartigen Erkrankungen“, sagt Tamussino.

Nur 30 Prozent geimpft

Australien war der Vorreiter in der HPV-Vorsorge, Österreich hat die HPV-Impfung erst im Jahr 2014 nach langen Diskussionen in das Schul-Impfprogramm aufgenommen. Die Kosten für die Impfung werden für Mädchen und Buben im Alter von 9 bis 12 Jahren vollständig übernommen, bis zum 15. Lebensjahr gibt es den Impfstoff vergünstigt. „Dennoch liegt die Durchimpfungsrate bei gerade einmal 30 Prozent“, sagt Tamussino.

Die Gründe dafür sieht der Experte einerseits darin, dass die Impfung in einem Alter stattfindet, in dem Eltern noch nicht daran denken, dass ihre Kinder einmal sexuell aktiv werden. „Die Impfung schützt aber am effektivsten, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht wird“, sagt Tamussino.

Dazu kommt, dass erst mit Herbst letzten Jahres die Rechtssicherheit dafür geschaffen wurde, dass Schulärzte direkt in den Schulen impfen können, wie Landesschularzt Günter Polt sagt. „Je niederschwelliger der Zugang ist, desto besser“, so Polt. „Wir arbeiten nun gemeinsam daran, dass die Durchimpfungsrate steigt.“

Laut Tamussino sollten auch junge Frauen, die nicht geimpft sind, das Thema HPV mit ihrem Frauenarzt besprechen.