Das Recht auf Bildung sei im ersten Lockdown ganz klar verletzt worden, erklärt die steirische Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac. Zusatz: Weil es natürlich dem Recht auf Gesundheit untergeordnet werden musste. „Viele Kinder sind total verunsichert, haben keinen Rhythmus und keine Stabilität“– zwei wesentliche Faktoren, um Bildung überhaupt konsumieren zu können. Vor allem das „Recht auf soziale Bildung“ leide im Fernunterricht: „Kinder lernen ja voneinander, entwickeln gemeinsam Problemlösungsstrategien.“ Im zweiten Lockdown sieht die Expertin Fortschritte, etwa eine bessere Kommunikation aller Beteiligten.

Wichtig sei es jetzt, „die Kinder nicht zu überfordern“ und chronische Schwachstellen im Schulsystem zu bereinigen, wie Leistungsbeurteilungen, Noten- und Lernsysteme. „Von Lehrern als auch von Schülern muss dieser Leistungsdruck weggenommen werden.“ Leistungen auf „Momentaufnahmen“ zu reduzieren, sei der falsche Ansatz. Es gelte, „unsere Werte“ zu überdenken und zu definieren, was künftig für uns wichtig sei.


Die aktuelle Krise hat nicht nur neue Problemfelder geschaffen. Sie hat auch jene, die sich schon seit Jahren auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken, hervorgehoben. „Schon vor Corona gab es eine massive Ungleichheit, wenn es um die psychische Gesundheit der Kinder in Österreich geht“, sagt Christoph Hackspiel, Präsident der Österreichischen Kinderliga. Für therapeutische Hilfen gibt es für Kinder in allen Bundesländern lange Wartelisten. „Diese Zeit hat man meist nicht. Kinder haben bestimmte Entwicklungsfenster, in denen das konkrete Problem angegangen werden muss“, so Kinderliga-Vizepräsidentin Hedwig Wölfl. Vor allem armutsgefährdete Kinder kommen hier zu kurz. Und die Wartezeiten könnten weiter zunehmen. Man vermutet einen Anstieg von zehn Prozent bei der Notwendigkeit psychologischer Hilfe.

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„Der Lockdown wirkt für Familien nun wie ein Brennglas. Probleme in der Familie werden verstärkt, punktuell kann es zu Überforderungen kommen“, sagt Lassenberger. Dies könne zu Gewalt an Kindern führen. Die wirklichen Auswirkungen werde man erst nach der Krise sehen. Als versorgungsrelevante Einrichtung haben die Kinderschutzzentren auch jetzt weiterhin geöffnet. Hilfe können sich Betroffene weiterhin persönlich holen.
Mehr Infos unter: www.kinderschutz-zentrum.at