Alkoholkonsum ruiniert die Darmwand, sodass schädliche Mikroben sie durchdringen, ins Blut gelangen und Krankheiten wie Leberzirrhose auslösen können, erklärt der Wiener Biomediziner Tim Hendrikx in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds (FWF). Ein medikamentös verabreichter Immunsystem-Antreiber könne solche alkoholbedingten Krankheiten aber bei Versuchen mit Mäusen verhindern. Die Studie wurde im Fachjournal "Frontiers in Endocrinology" veröffentlicht.

Tim Hendrikx, der am Klinischen Institut für Labormedizin an der Medizinischen Universität Wien forscht, gab Mäusen täglich einen alkoholischen Cocktail zu trinken, und genauso wie Menschen machte sie der übermäßige Alkoholkonsum krank. "Er ist letztendlich dafür verantwortlich, dass Krankheitserreger aus dem Darm in die Blutbahn und zur Leber gelangen, und dort Schaden anrichten", so der Forscher.

Mit Kollegen kreierte er gentechnisch veränderte Bakterien, die einen Botenstoff des Immunsystems namens "Interleukin 22" (IL-22) herstellen und absondern. "Wenn wir die Mäuse damit fütterten, war am nächsten Tag mehr IL-22 in ihren Därmen vorhanden", erklärte Hendrikx. Dadurch wurden die Abwehrmechanismen der Mäusedärme gestärkt: "Weniger Pathogene (Krankheitserreger, Anm.) gelangten vom Verdauungstrakt in die Leber, und dort traten weniger alkoholbedingte Erkrankungen auf."

Wenn man solche Bakterien in probiotischen Drinks verabreicht, könne man alkoholbedingte Krankheiten vermeiden oder heilen, meinen die Forscher: "Bis die Medizinforschung so weit ist, alle Bedenken zum Einsatz genetisch veränderter Bakterien im menschlichen Körper auszuräumen, wird aber sicher noch viel Zeit vergehen". Alternativ wäre es möglich, ein Pflanzenhormon namens "Indol-3-Essigsäure" (IAA) in Medikamentenform zu verabreichen, das Menschen auch mit Brokkoli und anderem grünen Gemüse aufnehmen können, so die Forscher. Es stimuliert nämlich die Produktion von IL-22 in den Körpern von Menschen und Mäusen.