"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen": Was könnte unseren Umgang mit dem Klimawandel besser beschreiben als dieses chinesische Sprichwort? Dabei ist es doch logisch: Erzeugt unsere Ernährung mehr CO2 als Personenverkehr auf den Straßen, haben wir ein Problem. Wir können natürlich stur daran festhalten. Wir können aber auch einfach das sprichwörtliche "Windrad" bauen. Das heißt nicht, dass sich jeder von jetzt auf gleich ausschließlich pflanzlich ernähren muss, viel mehr geht es um einen bewussten und vor allem maßvollen Verzehr tierischer Produkte. Denn das Schöne ist ja: Klimaschutz in der Ernährung ist so einfach, dass jeder sofort damit anfangen kann.

6 Tipps für eine klimafreundliche Ernährung 

Ernährungsberaterin (Diätologin) Petra Frühwirth und Umweltökonom Felix Hnat erklären, wie Sie Ihre Ernährung mit diesen sechs einfachen Tipps Schritt für Schritt klimafreundlich gestalten: Ihrer Gesundheit, Ihrer (Enkel-)Kinder und Ihrer Umwelt zuliebe.

1) Die Bestandsaufnahme: Was ist realistisch?

Die Expertin rät stattdessen dazu, konkret zu überlegen, was individuell umsetzbar ist und daran erst einmal festzuhalten: "Das kann sein, dass ich ein Mal im Monat ein neues pflanzliches Rezept ausprobiere. Das kann sein, dass ich ein neues pflanzliches Lebensmittel ausprobiere. Das kann sein, dass ich ein Mal im Monat in ein vegetarisches Restaurant essen gehe. Jeder Schritt ist wertvoll." Frust durch zu hoch gesetzte Ziele kann so gar nicht erst aufkommen.

2) Orientierung an Altbekanntem

Petra Frühwirth ist selbstständige Ernährungsberaterin (Diätologin) mit Spezialisierung auf pflanzenbasierter Ernährung. Homepage: www.vegologisch.at
Petra Frühwirth ist selbstständige Ernährungsberaterin (Diätologin) mit Spezialisierung auf pflanzenbasierter Ernährung. Homepage: www.vegologisch.at © Pia Nograsek

Die eigene Ernährung klimafreundlicher zu gestalten muss nicht kompliziert sein. Ganz im Gegenteil: Es darf einfach sein. So einfach, dass man fast schon schmunzeln muss. "Jeder hat in der Regel Speisen im Speiseplan, die automatisch pflanzenbasiert sind", weiß die Diätologin. "Daran kann man ansetzen und diese einfach öfter essen." Ob das letztlich herzhafte Krautfleckerl, wärmende Gemüsesuppen oder ganz klassisch Spagetti aglio e olio sind, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

3) Genuss statt Verzicht

Felix Hnat ist Umweltökonom und Obman der Veganen Gesellschaft Österreich.
Felix Hnat ist Umweltökonom und Obman der Veganen Gesellschaft Österreich. © (c) Vegane Gesellschaft Österreich

Ähnlich sieht das Felix Hnat, Umweltökonom und Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich: "Weniger oder kein Fleisch zu essen, ist kein Verzicht, sondern eine tolle Chance, neue Gerichte kennenzulernen." Sein Tipp: Hülsenfrüchte. Die sind nicht nur überaus gesund und proteinreich, sondern auch vielfältig einsetzbar: "Von Linsensalat über Bohnensuppe bis hin zu Kichererbsenbällchen (Falafel) sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt." Ernährungsberaterin Petra Frühwirth fügt hinzu: "Ich erlebe immer wieder Kunden, die total begeistert sind, weil man sich aus Käferbohnen und Kichererbsen ganz einfach einen Burger zaubern kann."

4) Pflanzlicher Probemonat

Um die eigene Ernährung klimafreundlicher zu gestalten, empfiehlt Felix Hnat einen Probemonat einzulegen, um die pflanzliche Ernährungsweise einfach einmal auszuprobieren. Über die Homepage der Veganen Gesellschaft Österreich kann man sich beispielsweise zu einem kostenlosen veganen Probemonat anmelden. Für jene, die am Geschmack von Fleisch hängen, hat der Umweltökonom auch gleich ein Tipp: "Einfach Umami-reiche Lebensmittel verwenden." Dabei handelt es sich um eine vor allem in Fleisch vorkommende Geschmacksrichtung, die sich aber auch in der Pflanzenkost findet und für einen vollmundigen Geschmack sorgt. Zu finden ist Umami beispielsweise in Sojasauce, getrocknete Schwammerln oder Tomaten sowie in Hefeflocken. Und wem die Suche nach Milchalternativen schwerfällt: "Für Cornflakes oder Kaffee jede Woche eine neue pflanzliche Milchalternative wie zum Beispiel Dinkel- oder Hafermilch entdecken."

5) Nährstoffe: Was braucht mein Körper?

Möchte man seine Ernährung umstellen, sollte man sich von Anfang an mit den benötigten Nährstoffen auseinandersetzen. "Vitamin B12 ist in der vegetarisch-veganen Ernährung tatsächlich der kritischste Nährstoff." Besonders bei pflanzenbetonter Ernährung sollte man es daher beispielsweise in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nehmen. "Es gibt Kapseln, Tropfen und sogar eine Zahnpasta mit Vitamin B12", berichtet die Diätologin schmunzelnd.

6) Ein Maß finden: Zurück zum Sonntagsbraten

Ältere Generationen kennen ihn noch: Den Sonntagsbraten. Als Fleisch noch ein rares, weil teures Gut war, kam es bedeutend seltener auf den Tisch als das heute der Fall ist. Zum Vergleich: Laut Statista betrug der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch 1950 noch 35,9 Kilogramm, 2019 wurde er mit 90,3 Kilogramm Schlachtgewicht angegeben. Dabei hat unser täglich Fleisch großen Einfluss auf die Klimabelastung. 

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"Unsere Großeltern haben es uns vorgelebt", sagt Felix Hnat. "Sie haben auch nicht jeden Tag Fleisch gegessen und vor allem nicht so ein billiges Fleisch aus dem Supermarkt." Sein Rat: Zurück zu einem maßvollen Fleischkonsum finden. Damit wird der Braten am Sonntag auch wieder zu etwas Besonderem.