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Warum?
Die Schuldfrage ist in der Nachhaltigkeit eine sehr beliebte. Es ist aber komplex. Gerade bei Obst und Gemüse ist es so, dass man gerne auf Supermärkte und EU schimpft, dass so viel weggeschmissen werden muss, weil es zu klein oder zu krumm ist. Wenn man aber die Kunden in der Obst- und Gemüseabteilung beobachtet, dann wird man sehen, dass jedes Stück angegriffen und gedrückt wird, damit man ja das Beste erwischt. Und das passiert schon bei perfekt aussehender Ware. So eine Entwicklung hat leider oft sehr pragmatische Gründe.

Dass es schwerfällt, es allen recht zu machen, haben Sie bei der Gründung Ihrer Firma gemerkt.
Ja, die Plastik-Debatte. Wenn wir unsere Gläser in größeren Mengen liefern, dann gibt es die Möglichkeit, dass sie in einer Wanne stehen und zum Schutz mit einer Plastikfolie überzogen werden. Plastik aber so verpönt, dass man das als nachhaltiges Unternehmen nicht machen kann, deswegen geben wir sie in Papierkartons. Der braucht aber bei der Erzeugung viel mehr Energie als die Plastikfolie jemals brauchen würde. Ich möchte Plastik nicht verteidigen, es braucht noch einige Innovationen, damit es bald abgelöst werden kann. Bis dahin macht es nicht immer Sinn, es überall wegzulassen, weil es in einem anderen Bereich negative Konsequenzen haben kann.

Ein nachhaltiger Lebensstil gilt gerne als Luxusproblem.
Nachhaltigkeit wird immer mehr dazu verwendet, seine Identität aufzubauen: Wie möchte ich auf andere wirken? Es gibt auch viele Studien, die zeigen, dass Nachhaltigkeitsaktivitäten gerne gesetzt werden, wenn andere einem dabei sehen können – der Jutebeutel oder auf den Bauernmarkt gehen. Gerade Bobos haben es für sich beansprucht und zeigen das. Sie müssen die Nachhaltigkeit wieder hergeben. Übertrieben formuliert: Es gibt sicher auch viele FPÖ-Wähler, die ein nachhaltiges Leben führen, die sich aber nie als nachhaltig bezeichnen würden, weil sie es eben mit den meist Grün-wählenden Hipstern in Verbindung bringen. Es ist eine politisierte und emotionale Debatte. Die Nachhaltigkeit gehört niemandem – sie ist für jeden da.