Schon der Genuss von einem kleinen Glas Alkohol täglich erhöht das Risiko für Vorhofflimmern. Im Vergleich zu Menschen, die gar keinen Alkohol trinken, steigt die Wahrscheinlichkeit für solche Herzrhythmusstörungen um 16 Prozent, berichten Forscher um Renate Schnabel von der Universität Hamburg-Eppendorf im "European Heart Journal". Die Kardiologin warnt daher vor der häufig gehörten Empfehlung "ein Glas Wein pro Tag schützt das Herz". Diese dürfte nur beschränkt gültig sein. Es ist bekannt, dass Menschen, die regelmäßig viel Alkohol trinken, ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz haben und Herzinsuffizienz das Auftreten von Vorhofflimmern erhöhen kann. Mehrere Studien zeigen jedoch auch ein etwas höheres Risiko für Herzprobleme bei Menschen, die niemals Alkohol trinken. Die Untersuchungen ergeben oft, dass dieses Risiko für Menschen, die eine moderate Menge trinken, abnimmt und dann stark ansteigt, je mehr Alkohol konsumiert wird. 

Geringe Mengen lassen Risiko steigen

Auch in der aktuellen Studie stellten die Forscher fest, dass niedrige Alkoholmengen im Vergleich zu abstinenten Personen mit einem verringerten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden sind. Eine ähnliche Verringerung des Risikos wurde bei Vorhofflimmern allerdings nicht beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass das erhöhte Risiko für Vorhofflimmern bei Menschen, die kleine Mengen Alkohol trinken, nicht durch Herzinsuffizienz ausgelöst wird, schreiben die Wissenschafter im "European Heart Journal".

"Frühere Studien hatten nicht genug Aussagekraft, um diese Frage zu untersuchen, obwohl sie in der Lage waren, Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und anderen Herz- und Blutgefäßproblemen - wie Herzinfarkt und Herzinsuffizienz - zu erkennen. In unserer Studie können wir nun zeigen, dass bereits ein sehr geringer, regelmäßiger Alkoholkonsum das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen kann", erläuterte Schnabel.

Achterl, Seidel oder doppeltes Schnapserl

Die Forscher kategorisierten ein kleines alkoholisches Getränk mit zwölf Gramm purem Ethanol, was einem Achtel Wein, einem kleinen Bier oder vier Zentiliter Spirituosen entspricht. Sie analysierten Daten von 107.845 Personen, die zwischen 1982 und 2010 an fünf Studien in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Italien teilgenommen hatten. 100.092 Teilnehmer hatten bei ihrer Aufnahme in die Untersuchungen kein Vorhofflimmern und ihr Durchschnittsalter betrug knapp 48 Jahre.

Innerhalb der Nachbeobachtungszeit von fast 14 Jahren entwickelten 5854 Personen Vorhofflimmern. Die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und dem Risiko von Vorhofflimmern waren bei allen Arten von alkoholischen Getränken sowie bei Männern und Frauen ähnlich, berichten die Forscher. Während bei vier Prozent der Alkohol abstinenten Personen innerhalb des Untersuchungszeitraums Vorhofflimmern auftrat, waren es bei etwas mehr als einem alkoholischen Getränk pro Woche fünf Prozent Betroffene und bei bis zu einem Drink pro Tag schon 75 Prozent mit Vorhofflimmern.

Risiko nimmt mit Alkoholkonsum zu

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Zusätzlich zu dem um 16 Prozent erhöhten Risiko für Vorhofflimmern im Vergleich zu abstinenten Personen, stellten die Forscher fest, dass das Risiko mit zunehmendem Alkoholkonsum zunahm. Bis zu zwei Getränke pro Tag waren mit einem um 28 Prozent erhöhten Risiko verbunden, dies stieg auf 47 Prozent für diejenigen, die mehr als vier konsumierten. Die genauen Mechanismen, wie geringe Mengen Alkohol Vorhofflimmern auslösen können, sind nicht bekannt.