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  1. Welche Auswirkungen auf psychische Erkrankungen kann man durch die Corona-Folgewirkungen erkennen?

    Es ist unmöglich, die Problematik zu verallgemeinern. Nicht wenige Menschen berichten von positiven Erfahrungen während der Krise, insbesondere während des Lockdowns. Es gibt Erfahrungen des Gemeinschaftsgefühls in Familien, die vorher so nicht möglich waren. Jedoch gibt es auch gegenteilige Erlebnisse, wie Stress aufgrund des Homeoffice in Kombination mit der Versorgung von Kindern, Ängste in Bezug auf die Arbeitsplatzsituation und auch gesundheitsbezogene Ängste. In manchen Fällen hat sich die Situation so zugespitzt, dass man von einer psychischen Erkrankung sprechen kann. Das war nicht die Regel. Wir wissen aber, dass psychische Belastungen mit einer gewissen Latenzzeit zu psychischen Störungen führen können. Nicht selten treten psychische Erkrankungen interessanterweise nicht in der Anspannungsphase auf, sondern zeigen sich erst, wenn die akute Bedrohung nachgelassen hat. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass scheinbar paradoxerweise während der beiden großen Kriege des vorigen Jahrhunderts weniger Menschen an Depressionen erkrankt sind als vorher und nachher. Man kann also mit Spätfolgen in den nächsten Jahren rechnen.
  2. Wie weit verstärkt die Einsamkeit psychische Erkrankungen?

    Für einzelne Menschen ist die Einsamkeit eine große Belastung, vor allem für jene, die vorher schon einsam waren. Die Betroffenen hängen in sozialer Hinsicht an einem seidenen Faden. Wenn dieser durchschnitten wird, ist das eine Katastrophe. Wir Menschen sind von der Begegnung mit anderen abhängig. In vielen Studien zeigt sich, dass die soziale Unterstützung ein wesentlicher Faktor zur Erhöhung der Resilienz und des Glücks von Menschen ist. Auf der anderen Seite führen die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten vielleicht dazu, dass Pflichtbesuche nicht mehr stattfinden und stattdessen die besondere Verantwortung füreinander mehr in das Blickfeld rückt.
  3. Wie verändert das Thema Angst die Verletzlichkeit der Psyche – kann so etwas wie eine Problem-Trance in ein Burn-out führen?

    Das Burn-out ist ein multifaktorielles Geschehen, in dessen Mittelpunkt die Überforderung des Menschen steht. In einer belastenden Zeit sind Menschen, die einer überfordernden Umgebung exponiert sind, sicherlich gefährdeter. Wir wissen, dass Arbeitsplatzverlust einen häufigen Auslöser für psychische Erkrankungen darstellt. Daher ist die Erhaltung von Arbeitsplätzen eine sehr wichtige gesundheitspolitische Maßnahme.

  4. Hat Arbeitslosigkeit zu vermehrten Bore-outs geführt?
    Bore-out ist die Krankheit der Langeweile, die im Wesentlichen zu ähnlichen Symptomen führen kann wie das sogenannte Burn-out-Syndrom. Die psychischen Konsequenzen von Arbeitslosigkeit sind jedoch nicht mit dem Begriff Bore-out umfassend beschreibbar.

  5. Welche Anzeichen für Burn-outs kann man erkennen – und hilft Sport in der Prävention?
    Anzeichen sind vielfältig, unter anderem innere Unruhe, Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel. Bei Verdacht sollte ein Hausarzt konsultiert werden. Sport ist ein Präventionsallheilmittel, das sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen verhindern kann. Sollte die Krankheit aber ausgebrochen sein, braucht man in erster Linie medizinische und psychotherapeutische Hilfe.