"Die Coronakrise war wie ein Vergrößerungsglas. Probleme, von denen wir schon vorher wussten, wurden unübersehbar“, sagt Caroline Culen, Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. So zeigen zahlreiche Erhebungen, dass während der Krise Gewalt in den Familien zunahm, Kindern sich sozial isoliert fühlten und starker Druck sowie Ängste auf den jungen Menschen lasteten.

Viele Folgen werden erst später zu sehen sein

Kinder- und Jugendpsychiater Christian Kienbacher ist sich sicher, dass die Langzeitfolgen der Ausnahmesituation erst auf die Familien zukommen: „Es wird auch zu einer psychischen Pandemie kommen. Dafür gilt es bereit zu sein und die nötigen Hilfen zu stellen.“ So gibt eine kürzlich veröffentlichte Studie der „Alliance for Child Protection in Humanitarian Action“ als eine von mehreren Erhebungen an, dass 28 bis 34 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen haben werden. Schlafstörungen, Herzrasen, Unruhe und Vermeidungsverhalten würden damit einhergehen.

Daher fordert die Österreichische Kinderliga klar eine Stärkung der Unterstützungsnetzwerke für Familien und eine Aufwertung aller Berufsgruppen, die sich um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen kümmern.

Ein Kinderministerium wird gefordert

Als Schlüssel zur Umsetzung sieht die Österreichische Kinderliga eine stärkere Partizipation von Kindern und Jugendlichen. „In der Politik hört man oft: Kinder sind unser wertvollstes Gut. Aber das sind nicht mehr als Sonntagsreden, denn unsere Gesellschaft lässt Kinder oft zurück“, sagt Christoph Hackspiel, Präsident der Österreichischen Kinderliga. Damit Kinder in Zukunft besser in der Gesellschaft vertreten sind, fordert die Kinderliga daher ein Kinderministerium in der Regierung: „Investiert man in die Kinder, ist eine krisensichere und solidarische Gesellschaft die Folge.“