Kleider machen Leute – oft unglücklich. Zumindest dann, wenn der Durchblick fehlt. Was dem Durchschnittsösterreicher mit 85 Kleidungsstücken im Kasten durchaus einmal passieren kann. Ein Symptom der textil üppigen Zeiten ist also „der Kasten voll, aber nichts anzuziehen“. Da hilft nur noch ein radikaler Schnitt – Ausmisten ist angesagt. Doch: Wohin mit Leiberl, Mantel und Co. in Zeiten von Greta und grünen Ambitionen?

Deswegen gilt es, zu überlegen, ob die alte Jeans oder der Pulli von Oma wirklich wegmüssen oder man ihnen vielleicht ein Upgrade bei der Schneiderin verpassen kann. Vor allem, wenn man bedenkt, dass für die Produktion einer Jeans 7000 Liter Wasser verbraucht werden und giftige Chemikalien zum Einsatz kommen, um ihr jene Optik zu verleihen, die der Trend gerade so vorgibt, wie Panhuber weiß.

Kommt nichts davon infrage, sollte man sich bemühen, die Kleidung an Freunde weiterzugeben. „Tauschpartys sind hier eine gute und sehr nette Lösung. Sie machen Spaß und vor allem weiß man, dass die Kleidung weiterhin genutzt wird.“

Auch per Online-Kleidertauschbörse wie Willhaben.at, Shpock oder Kleiderkreisel kann man toten Hosen ein zweites Leben schenken, jedoch warnt die Greenpeace-Expertin davor, Fehlkäufe aus falscher Sicherheit zu tätigen. „Man könnte sich dadurch verleiten lassen, nutzlose Dinge zu kaufen, in dem Wissen, dass man sie dann auf diesen Plattformen wieder zu Geld machen kann.“ Immerhin gab bei einer Umfrage der Umweltschutzorganisation im Vorjahr ein Viertel der 1500 Befragten an, Kleidung hauptsächlich online zu kaufen. Nicht nur, dass die Kleidung vorab nicht anprobiert werden kann und somit oft als schlechte Entscheidung in einer finsteren Ecke des Kastens landet. Die Verpackung sowie die steigenden Zahlen an Retouren werden immer mehr zu einem Problem.

Textiler Teufelskreis

Es ist ein textiler Teufelskreis: Mode, die immer billiger wird, verliert bei den Kunden eben dadurch an Wert. Panhuber bringt hier den Onlineversand Amazon als Beispiel. „30 Prozent der Pakete, die zurückkommen, werden vernichtet, weil die Ware so wenig wert und im Einkauf so billig ist.“

Um Kleidung so billig zu produzieren, wird in vielen Fällen auf Fasermischungen zurückgegriffen, die so vielfältig sind, dass man sie beinahe nicht mehr recyceln kann. „In der Fast Fashion werden hauptsächlich Polyesterfasern verwendet. Außerdem haben wir hier das Problem mit Mikroplastik, das beim Waschen ausgewaschen und über Umwege im Meer landet“, so Lisa Panhuber. „Am besten kann man immer noch Produkte recyceln, die aus einem Material sind.“

Wohin die Reise genau geht, zeichnet Peter Wagner anhand einer Hose nach. Hier gibt es grundlegend drei Möglichkeiten – je nach Zustand des Kleidungsstücks. „Ist sie intakt und schön, kommt sie in einen unserer Carla-Shops und man kann sie für einen kleinen Betrag kaufen.“

Ist sie grundsätzlich in Ordnung, aber in Österreich würde sie niemand mehr kaufen, geht sie in den Großhandel. „Wir haben kleine Händler aus der Slowakei, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien. Meist sind das Familienbetriebe oder Flohmarktverkäufer. Sie kommen alle paar Wochen und kaufen sackweise bei uns.“

Letzte Station: Großhandel