Rund 650.000 Einträge listet die Suchmaschine Google zum Stichwort „Natron und Haushalt“ auf und Dutzende Bücher über Natron als Alleskönner sind auf dem Markt. Der aktuelle Ökotrend befördert die Do-it-yourself-Gemeinde und steigert das Interesse an dem weißen Pulver, das schon zu Omas Zeiten nicht nur zum Backen, sondern auch zum Putzen seine Verwendung fand. Dabei werden allerdings gern ein paar Begriffe durcheinandergebracht, wie der Chemiker und Ökotoxikologe Harald Brugger von „Die Umweltberatung“ erklärt. „Natron ist immer wieder ein Thema in unseren Beratungen, es wird aber häufig mit Backpulver und Waschsoda verwechselt“, sagt er.

Natron ist chemisch gesehen Natriumhydrogencarbonat, das man auch als Backsoda oder Speisesoda bezeichnet. „Gemeinsam mit Säuren reagiert der Stoff schäumend und setzt CO2 frei“, sagt Brugger und ergänzt: „Natron neutralisiert Gerüche und ist ein guter Wasserenthärter, hat aber keine bleichende Wirkung.“

Mit Soda hingegen meint man Natriumcarbonat, in konzentrierter Form wird es als Waschsoda angeboten. „Es wirkt als Enthärter und Bleichmittel“, sagt Brugger. Ähnlich wie Natriumhydrogencarbonat schäumt es in Verbindung mit starken Säuren auf und setzt dabei CO2 frei. „Der Unterschied ist aber, dass es auch eine Lauge bilden kann mit fett- und schmutzlösender Wirkung. Es quillt Fett auf und verseift es dann, dadurch kann Fett leichter gelöst werden“, erklärt der Experte.

Backpulver wiederum ist eine Mischung aus verschiedenen Stoffen. „Um CO2 als Triebmitttel zu erhalten, benötigt man Natron und eine Säure – etwa Phosphatverbindungen als Säureträger oder Weinsteinsäure. Meistens wird auch noch Stärke aus Mais, Reis oder Weizen zugesetzt“, sagt der Chemiker.

Das ist der Einsatzbereich

Die Wirkung von Natron und Waschsoda macht sich folgerichtig auch die Industrie in herkömmlichen Haushaltsreinigern und Waschmitteln zunutze. Natron macht das Wasser als Enthärter weicher, es erhöht damit die Reinigungswirkung. „Man findet es folglich in einigen Wasch-, Reinigungs- und Geschirrspülmitteln“, erklärt Brugger. Viel stärker sei allerdings noch die Wirkung von Natriumcarbonat bzw. Kristall- oder Waschsoda - „Weil es fettlösend und bleichend ist.“ Das hilft in Waschmitteln und Maschinengeschirrspülmitteln.
Die ökologische Bewertung von Natron und Waschsoda fällt ganz gut aus: „Die Grundsubstanz wird meist chemisch aus Kalk und Kochsalz hergestellt“ , sagt Brugger. Zur Entsorgung hält er fest: „Natron und Waschsoda verhalten sich im Abwasser unproblematisch.“

Bei Rezepten für selbst gemachte Haushaltsreiniger und Kosmetik warnt Brugger vor allzu großen Erwartungen. „Aber es gibt ein paar Tipps, die gut funktionieren.“ Gesichert sei, dass sich Natron (in Verbindung mit etwas Zitronensaft) gut zur Reinigung von Silberbesteck eignet. Und sowohl mit Natron als auch mit Waschsoda könne man den Abfluss reinigen. Auch hier bedarf es der Verbindung mit einer Säure: Also nach einem Esslöffel Natron etwas Essig aufbringen und dann mit heißem Wasser nachspülen. „Die erste Wahl sollte freilich die mechanische Methode sein, also die Abflussreinigung mit Saugglocke oder Rohrreinigungsspirale“, betont Brugger. Manchmal reiche auch schon heißes Wasser.

Jenen, die ihren Haushaltsreiniger oder ihr Waschmittel mit Natron selber machen möchten, sei gesagt: „Das ist gar nicht so einfach, es handelt sich im Prinzip um ein Baukastensystem.“ Verwendet man zum Beispiel Soda zum Wäschewaschen, braucht man zusätzlich noch waschaktive Substanzen wie Seifenflocken oder Waschnüsse. „Das ist schon ein bisschen eine Wissenschaft“, warnt Harald Brugger vor allzu großer Euphorie. Hier geht es zum praktischen Ratgeber für alle, die Öko-Reiniger selbst machen wollen.

Rezepte auf dem Prüfstand