Dass sie einmal Fahrlehrerin wird, stand für Irene Weiss als Tochter von Fahrschulbesitzern schon immer fest. Ihr Antrieb: der Kontakt zu den Menschen und der Umstand, Fahrschülern aller Altersklassen mit dem Führerschein ein Stück Freiheit schenken zu können. Trotzdem ist der 40-Jährigen vor allem eine besondere Fahrschülerin im Gedächtnis geblieben.

Die Dame war um die 60 Jahre alt und überraschend zur Witwe geworden. Sie hatte zwar den Führerschein, aber ihr Mann ist immer gefahren. Sie wohnte im Kärntner Unterland, nach seinem Tod war sie wie von der Außenwelt abgeschnitten. Als wir mit den Fahrstunden begannen, war sie sehr verhalten und schüchtern, aber mit jeder Fahrstunde hat man gemerkt, dass es ihr besser geht und sie an Selbstvertrauen gewinnt. Einmal erzählte sie mir, dass es schon immer ihr Traum war, einen Smart zu haben. Die Tochter hat ihr einen organisiert, sie hatte so eine Freude, sie wollte einfach nur selbstständig sein. Wenn ich das erzähle, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut, weil sie die Trauer so für einen Moment vergessen konnte. Mittlerweile fährt sie nach Graz oder Wien. Wir geben mit dem Führerschein ein Stück Freiheit. Das habe ich hier besonders stark gespürt.

Es werden aber vor allem junge Menschen zu Ihnen kommen.

Schon ja, aber nachdem wir in St. Veit sind und es bei uns sehr ländlich ist, ist es schön, wenn man ihnen helfen kann, mobil zu werden.

Wie geht es Ihnen bei ersten Autobahnfahrten?

Das ist immer spannend. Der Fahrlehrer muss fast hellseherisch agieren und die Gefahren voraussehen können.

Hat man es als Frau in diesem Beruf schwerer?