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Interaktiv

Plastik-Alternativen:

24 Stunden am “Plastik-Planeten”

Ein Leben ohne Plastik? Das wollte Redakteurin Sarah Ruckhofer in der Fastenzeit testen. Was aus dem Versuch geworden ist und wo Kunststoff bis heute unvermeidbar ist – scrollen Sie sich durch den Alltag am Beispiel eines gewöhnlichen Samstags.

Plastik ist überall. In unseren Badezimmern, in der Küche, in der Sporttasche, im Schlafzimmer. Und leider auch in der Natur, im Meer, in der Tiefsee. Höchste Zeit, den Kampf gegen Plastik anzutreten. In der Fastenzeit hat Redakteurin Sarah Ruckhofer versucht, ihren Plastikonsum zu reduzieren. Woche für Woche hat sie neue Alternativen entdeckt, die einen sinnvoll, die anderen wenig praxistauglich. Mit einem Streifzug durch einen normalen Tag voller Plastik starten wir in die neue, wöchentlich erscheinende Kleine Zeitung-Onlineserie „Plastikfrei”.

Scrollen und Zeit ändern

7:30 Uhr Morgen-Routine im Bad

Seit meiner Fastenzeit habe ich viele Alternativen zu Plastik ausprobiert. Einiges hat sich durchgesetzt und vor allem regional produzierte Produkte haben mich überzeugt.

Statt Lippenpflege aus dem Supermarkt verwende ich nun etwa einen selbstgemachten Pflegestift aus Bienenwachs. Statt Duschgel hat Seife den Einzug in meinen Badezimmerschrank gefunden. Beim Einkauf achte ich stärker als zuvor auf Herkunft und Inhaltsstoffe. Ein Start in den Tag ohne Plastik ist trotzdem noch unmöglich.

Die Zahnbürste aus Holz wurde in meiner Fastenzeit zwar kurz getestet, aber nach wenigen Wochen wieder gegen die elektrische Bürste getauscht. Stichwort: Faulheit und Hygiene. Die elektrische Variante ist bequemer, die Bambus-Zahnbürste sieht schon nach wenigen Wochen unappetitlich aus.

Das Zahnöl hat sich ebenfalls nicht durchgesetzt, für weiche Kontaktlinsen gibt es noch keine Alternativen. Das Hauptproblem bei Hautpflegeprodukten ist, zumindest bei mir, die Verträglichkeit: Seit Jahren verwende ich spezielle und hochwertige Hautpflege und Make-Up aus der Apotheke. Auf so gut wie alle getesteten, plastikfreien Produkte hat meine Haut reagiert.
Trotzdem: Alleine durch den Einsatz von Seife statt Duschgel kann man langfristig viel Plastik einsparen.

9:00 Uhr Spaziergang mit dem Hund

Ein gutes Mädchen verdient gute Leckerli. Nachdem ich mit einem der seltenen Hunde-Exemplare gesegnet bin, die keine Staubsauger auf vier Beinen sind, komme ich um gewisse (plastikverpackte) Leckerli nicht herum. Auch unzählige Futterdosen sammeln sich im Laufe des Monats, die Plastikmengen der verfressenen Katzen noch gar nicht mitgerechnet.

Eine Möglichkeit wäre der Umstieg auf Selbstgekochtes, doch diese scheitert in meinem Fall am „feinen Gaumen“ der Vierbeiner ebenso wie an meinem verfügbaren Zeitkontingent. Immerhin: Das „Sackerl für Gackerl“ gibt’s auch als abbaubares Bio-Sackerl. Ein zugegeben kleiner Schritt.

11:00 Uhr Einkaufen

Nimm das, böses Plastik! Seit der Fastenzeit gehe ich konsequent mit Stofftaschen einkaufen. Auch für Obst und Gemüse gibt es Leinensackerl (erhältlich in jedem Bio-Markt oder mittlerweile bei vielen großen Handelsketten), denn so spart man Unmengen an Müll. Ich kaufe so gut es geht regional, saisonal und bio. Aber: mit Hausverstand. Lieber etwas mehr Plastik in der Tasche als unverpackte Lebensmittel aus Ägypten, denn der ökologische Fußabdruck dieser Lebensmittel schlägt den der Plastikverpackung oft um Längen.

Übrigens: Wer glaubt, mit dem generellen Griff zum Papiersackerl die Umwelt zu schonen, der irrt. Die Öko-Bilanz eines einzelnen Papiersackerls ist grundsätzlich noch schlechter als die des Plastik-Pendants. Selbiges gilt übrigens für die Auswirkungen von Einweg-Glas auf die Umwelt. Mit Verpackungsalternativen wird sich unsere Serie allerdings später noch beschäftigen.

Milchprodukte kommen mir heute so gut es geht nur mehr im (Mehrweg!)-Glas in den Einkaufswagen, nur bei Fisch und Fleisch sind Plastikverpackungen immer mit dabei. Der eigene Garten rentiert sich auch aus plastikfreier Sicht: Zucchini, Salat, Kirschen oder Tomaten wandern direkt vom Beet in die Schüssel. Ganz ohne Verpackung.

13:00 Uhr Hausarbeit

Ja, man kann viele Putzmittel selbst herstellen. Nein, ich habe bislang weder Zeit noch Muße dafür gefunden. Es steht aber auf meiner To-Do-Liste und ein Test von plastikfreien Haushalts-Alternativen ist noch für den Sommer geplant. Reumütig bin ich nach der Fastenzeit zu Plastik-Müllsäcken für den Restmüll zurückgekehrt. Wiederum: Faulheit. Mea Culpa.

Allerdings hat sich auch viel getan. Statt umweltschädliche Frischhaltefolie verwende ich nun Bienenwachstücher, und ich liebe sie! Außerdem finden sich nun biologisch abbaubare Sackerl und Küchenprodukte aus nachhaltigen Materialien in meinen Schränken.

15:00 Uhr Gartenarbeit

Ein Garten ohne Plastik? Denkbar, aber schwierig. Früher habe ich die Plastikmengen, die beim „Garteln“ anfallen, nicht einmal bemerkt. Blumenerde raus, Plastiksack ab in den Müll. Bei Jungpflanzen dasselbe: Pflanze raus, Topf weg. Und am Ende des Tages wundert man sich angesichts des vollen Plastikmüllsacks.

Wo es nur geht, kaufe ich nun lose Produkte: Erde direkt beim Produzenten, Pflanzen in Zeitungspapier gewickelt. Mein Opa liefert mir zudem „Rezepte“ für selbst gemachten Dünger, etwa aus Brennnesseln. Wie man plastikreduziert „gartelt“, wie Plastik das Kompostieren stört und wo sich jeder selbst an der Nase nehmen sollte – darum dreht sich der übernächste Teil unserer Plastikfrei-Serie. Dranbleiben lohnt sich also.

17:00 Uhr Sport

Ich verstehe es selbst nicht, aber irgendwie komme ich von der schnell gekauften Wasserflasche aus Plastik nicht ganz los. Zwar begleitet mich immer öfters die nachfüllbare Glasflasche, aber zwischendurch werde ich dann doch rückfällig. Speziell wenn es heiß ist, greife ich in Supermärkten oder bei der Tankstelle schnell zum Mineral aus der Kühltheke. Ein Frevel, wirft man einen Blick auf die Mengen an Plastikflaschen, die jährlich im Meer landen. Mit der Verschmutzung der Meere und internationalen Lösungsansätzen zur Säuberung beschäftigt sich ein späterer Teil unserer Serie.

Beim Duschen nach dem Sport komme ich immerhin ohne Plastik aus: Seit der Fastenzeit verwende ich ausschließlich Haarseife, statt Duschgel. Speziell Frauen reagieren auf Haarseife und Co. oft skeptisch. Tatsächlich ist der Unterschied zum Shampoo für mich nicht spürbar, sogar bei meinen sehr langen Haaren. Ein einziges Mal habe ich seit dem Frühling unterwegs notgedrungen zum herkömmlichen Shampoo greifen müssen, und lustigerweise mit Jucken und Brennen reagiert. Die Kopfhaut gewöhnt sich wohl an die natürlichen Inhaltsstoffe.

Nur für meine wöchentliche Pflegekur habe ich noch keine Alternative gefunden. Ein Test von plastikfreier und selbst hergestellter Kosmetik steht im Rahmen unserer Serie aber ebenfalls an.

18:30 Uhr Schnelles Abendessen "To Go"

Manchmal muss es schnell gehen. Zwischen zwei Terminen hole ich mir ein schnelles Abendessen oder rufe den Lieferservice. Koch-Faulheit wird bestraft, und zwar mit Unmengen an Plastik, die ich am nächsten Tag schamvoll wegwerfen muss. Überhaupt zeigt sich: Je eiliger man es hat, desto schneller greift man zu Plastik.

Die „Take Away“-Theken in Supermärkten sind von oben bis unten vollgestopft mit Kunststoff – auch, weil die Konsumenten es wünschen. Die Torte im Plastikbehälter, das Sandwich in der Folie und der Eistee in der Plastikflasche – kein schöner, aber ein alltäglicher Anblick.

Die Alternative? Mitdenken, selbst kochen, Jause daheim vorbereiten. Einfach gesagt, im Alltag aber leider ganz schön schwierig.

21:00 Uhr Abend-Routine im Bad

Der Tag endet leider wieder mit Plastik. Ich bin nach der Fastenzeit, wo ich unter anderem auswaschbare Bambuspads getestet habe, zu den Abschminkpads aus Watte zurückgekehrt. Das Peeling für das Gesicht habe ich allerdings aus Meersalz selbst hergestellt.

Übrigens: Zu den größten Umweltsündern im Badezimmer gehören Abschmink- und Feuchttücher. Die Entsorgung der Hygieneartikel kostet dreimal so viel wie ihre Anschaffung, das belegte eine 2018 publizierte Studie.


Kugelschreiber, Hygieneartikel, Kaffeebecher, Obstsackerl, Flüssigseife, Trinkhalm, Kochlöffel, Sportkleidung: Erst auf den zweiten Blick wird klar, mit wie viel Plastik wir an einem Tag eigentlich in Berührung kommen. Gesund ist das mit Sicherheit nicht – weder für uns, noch für die Umwelt. Wie man im Alltag seinen Plastikkonsum einschränken kann, welche Lösungsansätze es gibt und wo Plastik unverzichtbar ist – damit beschäftigt sich unsere große #Plastikfrei-Onlineserie in den kommenden Wochen.

Wenn auch Sie Ratschläge haben, freuen wir uns auf Ihr Mail unter plastikfrei@kleinezeitung.at oder per Post an Kleine Zeitung, z.H. Sarah Ruckhofer, Gadollaplatz 1, 8010 Graz.