Wer erfahren möchte, was "Nachts im Museum" tatsächlich passiert, der wird in den ersten Minuten der Serie "Lupin" informiert: Die Putzkolonne zieht in den Prunkräumen des Louvre ihre Runden, umgeben von den teuersten Kunstwerken der Welt. Einer der in grauen Ganzkörperanzügen gekleideten Männer ist der charismatischer Assane Diop, der sich im Gegensatz zu seinen Kollegen für die Wertgegenstände zu interessieren scheint. Insbesondere ein Collier von Marie-Antoinette hat es ihm angetan (siehe Bild). Kommentar eines Kollegen: "Du kannst es dir leisten nach 1000 Jahren Mindestlohn."

Doch weil Assane, gespielt von Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde"), kein tragischer Antiheld, sondern ein Held sein will, hat er keine Lust darauf, 1000 Jahre zu warten. Als er einer Gruppe Geldeintreibern pleite gegenüber tritt, präsentiert er ihnen einen Plan, der nicht schief gehen kann. Oder doch?

Die französische Produktion "Lupin" erweckt das Genre der Gaunerkomödie á la "Thomas Crown Affäre" zu neuem Leben. Vorbild der Serie und der Hauptfigur sind Maurice Leblancs Abenteuer des "ArsèneLupin" - einem Gentleman-Dieb, der nicht aus der Not, sondern aus der Freude daran stiehlt. Die Bücher waren und sind in Frankreich hocherfolgreich und waren auch hierzulande weit verbreitet. Die Netflix-Produktion verleiht der Geschichte einen zeitgemäßen Auftritt. Das große Erbe wird würdig verwaltet.

Es liegt in der Natur eines Meisterdiebs, sich nicht überraschen zu lassen - entsprechend liegt die Überraschung beim Zuschauer. Stets ist  Assane, der noch als Kind zum Waisen wurde, seinen Gegnern zwei Schritte voraus. Der aus dem Senegal stammende Assane verfolgt die Mission, seinen Vater zu rächen, der unschuldig im Gefängnis landete, weil man ihm vorwarf, just jenes im Louvre ausgestelltes Collier gestohlen zu haben. Kurz nach seiner Inhaftierung starb der Vater im Gefängnis. Als Vorlage seiner Rache dient Assane jenes Buch, das er einst von seinem Vater erhielt: "Arsène Lupin" von Maurice Leblancs.