Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Teenager, der nach privaten Problemen von den eigenen Eltern auf ein Luxus-Retreat nach Hawaii geschickt wird. Während der Anreise geschieht das Unglück: Das Flugzeug stürzt in den Pazifik. Sie und die anderen jungen Passagierinnen überleben den Absturz und können sich an das nahe Ufer einer unbewohnten Insel retten. So weit, so gut.

Die Gruppe, die auf der unbekannten Insel landet, besteht ausschließlich aus jungen Frauen, die es in der Vergangenheit nicht leicht hatten. Wie die in einem ultrareligiösen Haus aufgewachsene Shelby; oder wie die versnobte Sophia, die von ihrer eigenen Mutter verraten wurde; oder wie Rachel, die an ihrem Körper scheitert. An Redebedarf mangelt es also ebenso wenig wie an Nahrungsmitteln, die mit der Strömung angeschwemmt werden. Kurz gesagt, in dieser Katastrophe kommt – und das ist inhaltlich nicht immer schlüssig – bald Ferienlagerstimmung auf. In einer später angesiedelten Parallelerzählung treten die Mädchen in einen Verhörraum, um zwei Ermittlern über die Ereignisse im Camp zu berichten. Man ahnt es: Hier ist wenig, wie es scheint.

Wer über die Serie umfassend berichten will, kommt um einen zentralen Spoiler nicht umhin. Wer sich jede Überraschung bewahren will, sollte deshalb an dieser Stelle zu lesen aufhören.

„The Wilds“ ist mehr als nur ein Survivaldrama in zehn Akten, das an  "Pretty Little Liars" oder "Lord of the Flies" erinnert. Es ist mehr als „Lost“ für Mädchen, anders als „The Beach“, mehr als nur ein abenteuerliches Plaudercamp. Am Ende der ersten Episode erfährt der Zuschauer, dass es in diesem Szenario keine Zufälle gibt. Das Flugzeug stürzte nicht zufällig ab, die Cola-Dosen werden nicht zufällig angeschwemmt und überhaupt ist diese Insel nicht so einsam, wie es scheint. Mittels Kameras überwacht Gretchen Klein (Rachel Griffiths, „Six Feet Under“) jeden Schritt der Mädchen.

Fazit: „The Wilds“ ist eine Serie über junge Frauen, die gut unterhält, wenn man es mit der inhaltlichen Stringenz nicht so genau nimmt. Augen zu und durch.