Ganz ehrlich, in Nicht-Pandemie-Zeiten, hätte man diese blitzblank geputzten Aufzüge und Glaspaläste mit anderen Augen gesehen. Aber derzeit denkt man sich instinktiv: Hygiene in Reinform! Zuvor wäre die richtige Zuschreibung wohl mit "aalglatt" treffsicher charakterisiert. Was für eine andere Welt: das Londoner Finanzviertel im Jahr 2011, Europa wankt, vor allem, weil Griechenland taumelt. In den Straßen von Athen wird aufbegehrt, die Molotowcocktails fliegen in schönen, regelmäßigen Bahnen. Und, ach, was stört das die Finanzhaie in London, in ihren schönen blank geputzten Türmen? Da wird im Stehen und Gehen Geld gemacht, die Welt da draußen, sie mag hässlich sein, aber sie glänzt auch so schön golden.

Doch mittendrin bahnt sich in der Serie "Devils" (Sky) eine Art Vater-Ziehsohn-Konflikt an: Der Förderer und sein Begünstigter, das wird auf absehbare Zeit wohl nichts mehr. Dabei waren der Finanzmogul Dominic Morgan (Patrick Dempsey) und sein bester Hai im Becken, Massimo Ruggero (Alessandro Borghi), ein eingespieltes Team. Die NYL Bank brummt und doch gibt es Misstöne: Ein hochrangiger Manager knallt von ganz oben auf die schön polierte Lobby, Selbstmord? Mhm. Massimo Ruggeros Ex-Frau taucht als Junkie und Prostituierte wieder auf und eine Hacker-Gruppe macht sich wichtig. Die bösen Banker, so deren Chef (Lars Mikkelsen), der natürlich an Julian Assange erinnert, würden sich wie die neuen Götter gebärden. Und während sich Massimo Ruggero noch nicht ganz sicher ist, was hier passiert, stellt ein Mitglied dieser Gruppe namens „Subterranea“ ihm die richtige Frage: "Kann es sein, dass ihre Bank Griechenland zu Fall bringt?" In welche dreckigen Finanzgeschäfte ist sein Geldgeber und noch mehr, sein Gönner Dominic Morgan, so alles verwickelt?

Das ist die große Stärke von "Devils": der Finanzkrimi rund um die globale Verstrickung von Geld und Macht. Der Blick zurück auf eine dramatische Zeit, immer wieder unterbrochen durch reale Einblendungen: Jean-Claude Trichet, Dominique Strauss-Kahn, Zinshebungen, Zinssenkungen, dramatische Monate – das ist noch keine zehn Jahre her und doch scheint die Welt nun eine andere zu sein. Dass Massimo Ruggero den Banker mit Porsche mimt, der seinen Gegenspieler zum Mephisto stempelt, wirkt bisweilen, als hätte man ihn mit einem Lotuseffekt ausgestattet – es prallt alles an ihm ab. Dabei ist die Figur des Finanzmoguls Dominic Morgan alles andere als teuflisch, nein, sie ist zutiefst menschlich und genau deshalb so gefährlich: Machtgeilheit, Gewinnrausch und ein bisschen Geldgier zum Drüberstreuen.

Fazit: Die Figuren hätten sich über mehr Ecken und Kanten gefreut, aber wer Finanzkrimis mag, der ist hier trotzdem gut bedient. Und wenn Sie sich die Frage stellen: Ja, Patrick Dempsey kann durchaus seinen McDreamy-Charme abschütteln. Cold as Ice, Baby! Wir vergeben sechs von zehn Sparbüchern.