Er scheint einigermaßen helle, der Vollmond, und da kommt er auch schon, und zwar blitzesschnelle: Für den Nachtaffen ist der nächtliche Affentanz in den Baumkronen keine große Übung. Auch weil seine Augen so groß sind wie der gern zitierte Autobus. Und so turnt er durch den Dschungel, als würde gerade gleißendes Sonnenlicht durch das Dickicht brechen. Die anderen Primaten rings um ihn agieren so, wie wir Zweibeiner es nur zu gut von uns selbst kennen: schnarchnasig dahinbüselnd.

Wie gut, dass sie nicht wissen, dass sie gerade in voller Pracht von einer Wärmebildkamera eingefangen werden. Und wie das wirkt: Als wären sie silbrige Geister in einem Schattenspiel. Über die Qualität diverser Naturdokumentationen braucht es keine Worte zu verlieren, umso spannender, wenn man die bei Tag schillernde Naturgewalt bei Nacht betrachtet: In sechs Teilen (rund 45 Minuten pro Folge) heften sich Hightechkameras in unterschiedlichsten Regionen an die Fersen ihrer Bewohner: Eis, Savanne, zu Wasser, zu Land, in der Stadt und im Dschungel.

Wer glaubt, dass das ein durchgehendes Schnarchnasen-TV wird, darf sich in Sachen Biologie gerne nachschulen lassen. Auch nächtens wird im Tierreich gejagt, geboren und gestorben. Das weiß auch der Tungara-Frosch, der mit vielen Konkurrenten um ein Weibchen buhlen muss. Nur wer außergewöhnlich quakt, wird erhört. Ob vom Weibchen oder von der lauernden Fledermaus, das ist ein Glücksspiel. Wir sind keine Spielverderber und sagen: In beiden Fällen landet er wohl im Himmel. Derweil durchstreifen Elefanten eine indische Stadt, während anderswo ein Puma den Wasserschweinen hinterherschleicht. Ist er deswegen gleich eine Schleichkatze? Natürlich nicht. Zusätzlich zeigt „Eine Doku in Nachtschicht“ die unglaublich aufwendigen Dreharbeiten für die Serie.