Schön langsam hat man das Gefühl, dass es gar nicht so viele Schauspieler, wie Superheldenrollen gibt. Aber das liegt in der Natur der Sache: Wenn ein Universum expandiert, gibt es viele Jobs zu verteilen. Frag nach bei Marvel. Die haben die am Sonntag zu Ende gegangene Comic Con in San Diego, der größten Comic- und Entertainmentmesse der Welt, ganz nach Superheldenmanier überstrahlt. Gleich fünf neue Filme umfasst die angekündigte Phase vier der Expansion: Black Widow (2020), The Eternals (2020), Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021), Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2021), Thor: Love and Thunder (2021). Sogar Angelina Jolie ist schon mit von der Partie („The Eternals“) und auch den zweifachen Oscarpreisträger Mahershala Ali hat man sich kurzerhand einverleibt: Ab 2022 übernimmt er in „Blade“ die Rolle des Vampirjägers. Diesen Film nicht mitgerechnet, umfasst das Marvel Cinematic Universe (MCU) dann bereits 28 Filme.

Flankiert wird das Filmmutterschiff in den nächsten beiden Jahren noch von einer Handvoll Serien wie Marvel’s The Falcon & the Winter Soldier (2020), Marvel’s WandaVision (2021), Marvel’s Loki (2021), Marvel’s What If...? (2021) und Marvel’s Hawkeye (2021). Es ist nicht falsch, hier von einer Marktdominanz zu sprechen. Der natürliche Feind im Comic-Universum, DC Comics, kann hier gerade einmal hinterher hecheln. Präsentiert wurden auf der Comic Con ledliglich neue Trailer für Arrow, The Flash, Supergirl und BlackLightning.

Batman, der heuer seinen 80er feiert und mit Robert Pattinson neu besetzt wird, kam lediglich als Ausstellung vor. Apropos das Nachsehen haben: Die Marvel-Serien werden künftig natürlich beim hauseigenen Streamingdienst Disney+ laufen. Der Start am 12. November dürfte vor allem Netflix echte Sorgen bereiten. Ob die Serie „The Witcher“ für Netflix zum Erfolgsgarant wird? Zumindest folgt sie einer Strategie, der sich Serienmacher gerne bedienen, weil es zumindest die Fans vorheriger Umsetzungen als sichere Zuschauer mitbringt: zuerst das Buch, dann das Videospiel und jetzt die Serie. Vielleicht ist es auch die Hoffnung, dass nach dem Ende von „Game of Thrones“ eine Welt aus Zauberern, Hexen und dunkler Magie ein Quotenbringer ist. Zumindest der vorgestellte Trailer verspricht ein dunkles, düsteres Spektakel zu werden. Serienstart ist jedoch nicht vor 2020.

Überhaupt scheinen die Streaminganbieter auf Magie und zauberhafte Wesen zu setzen: Amazon Prime schickt mit „Carnival Row“ ab 30. August im Original (deutsche Version ab 22. November), Cara Delevingne als Elfe und Orlando Bloom als Ermittler in ein viktorianisches Setting mit fantastischen Wesen – Serienmörder inklusive.

Ins gleiche Horn stoßen auch HBO und BBC, die die Fantasyreihe „His Dark Materials“ als Serie umsetzen. Hier tummeln sich in einem Paralleluniversum Monster, Dämonen und andere schräge Kreaturen. James McAvoy ist in einer Hauptrolle zu sehen.

Ansonsten gab es auf der Comic Con vor allem alte Bekannte zu sehen, allen voran Sir Patrick Stewart, der in „Star Trek: Picard“ in seine legendäre Rolle als Enterprise-Kapitän zurückkehrt. Ein Wiedersehen gibt es dabei auch mit dem Androiden Data. Auch Arnold Schwarzenegger will noch nicht in Pension gehen: „Terminator: Dark Fate“, der sechste Teil der Reihe wurde in San Diego promotet.

Der wahre Überflieger war natürlich Tom Cruise, der nächstes Jahr als Maverick mit einer „Top-Gun“-Fortsetzung zurückkehrt. Während also Marvel auf Teufel komm raus expandiert, bleibt rundherum alles beim Alten. Auch nicht gerade beruhigend.