Welche persönliche Beziehung haben Sie als gebürtiger Grazer zu Wolfgang Bauer?
Helmut Bohatsch: Ich habe Wolfgang Bauer nie persönlich kennengelernt, ihn aber in Graz, wo ich von 1975 bis 1985 gelebt habe, in diversen Veranstaltungen bzw. Lokalen erlebt. Er war für uns, die wir selbst wilde Hunde waren oder sein wollten, sowas wie ein Hero.

Auf alle Fälle begegnet man bei Ihnen dem Grazer Dramatiker und Dichter mitten in seinem Element, so, wie wir ihn auch aus dem Gasthaus kannten. Wie haben Sie so tief in seinen Kosmos gefunden?
Helmut Bohatsch: Er hat für mich etwas verkörpert, das dem eigenen Freiheitsanspruch entsprochen hat. Ich wurde musikalisch und literarisch in den 1970er Jahren sozialisiert. Das war eine wunderbare Zeit, in der es viel um Aufbrechen und Loslösung von gesellschaftlichen und künstlerischen Normen ging. Bauer hat das in seiner Literatur, vor allem der dramatischen, aber auch im Leben sehr konsequent und spielerisch praktiziert. Sein Kosmos ist zwar interessant, aber auch bei näherer Beschäftiguing nur bedingt ergründbar. Vielleicht liegt genau darin seine Faszination.

Wie entstand das Projekt Bauer to the People?
Helmut Bohatsch:Die Idee, mit Bauer-Texten was zu machen, kam mir 2018. Ich hatte einfach so ein Gefühl, dass diese wieder gut in unsere „Overkillzeit“ passen würden, das gehört wieder unter die Leut’, also: Bauer to the People! Dazu kam, dass Bauer ja schon seit ewig nicht mehr aufgeführt wurde. Ich wollte aber keines seiner vielen Stücke aufführen, sondern mich eher mit seiner nicht so bekannten Lyrik und Kurzprosa beschäftigen. Die Kollegen Löschel/Skrepek/Zrost, die ich ja schon ewig kenne, waren damals für ihre CD Waldorf Hysteria im selben Studio, in dem ich gerade ein anderes Projekt beendete. Als ich die ersten Mischungen ihrer CD hörte, war mir sofort klar, das ist Film- bzw. Bühnenmusik. Worauf ich sie dann gefragt habe, ob sie sich ein gemeinsames Projekt mit Bauer-Texten vorstellen könnten.

Haben Sie auch schon eigene Songs geschrieben oder beschränken Sie sich ausschließlich aufs Interpretieren?
Helmut Bohatsch: Ich schreibe seit vielen Jahren für die Band Bohatsch&Skrepek&Stewart die Songtexte, komponieren lasse ich lieber andere, die das besser können.

Als Schauspieler kennt man Sie hauptsächlich aus vielen TV-Serien und Kinofilmen, Theater spielen Sie nicht mehr?
Helmut Bohatsch: Doch, gelegentlich schon noch, wenn sich was Interessantes anbietet.

Das größere Publikum kennt Sie aus einem Rollenspektrum zwischen Krimineser, Spurensicherer, Kommissar, Einsatzleiter, Profiler, Freier usw. Welchen Helmut Bohatsch hat es dabei versäumt?
Helmut Bohatsch: Den Cowboy. Ich würde wahnsinnig gerne einmal in einem Western spielen.

Ist Ihnen als Schauspieler der scharfe Hund ins Gesicht geschnitten?
Helmut Bohatsch: Nicht ausschließlich, ich mag sehr gerne auch das Komödiantische, aber das hat sich halt so ergeben. Ich hoffe ich habe in Zukunft noch Gelegenheit dazu.

Bauer to the People. Helmut Bohatsch & The LSZ (Hannes Löschel/Paul Skrepek/Martin Zrost).
25. September, 19:30 Uhr, Greith-Haus, St. Ulrich in Greith.
Karten: Tel. 03465/20200, E-Mail: reservierungen@greith-haus.at