Als klassische Retrospektive darf man sich die Sache freilich nicht vorstellen. "Hätten wir in den Gesprächen festgestellt, dass es eine reine Bandausstellung werden soll, hätten wir es wohl beide gelassen", meinte MQ-Chef Christian Strasser bei der Vorstellung des Jahresprogramms. Gezeigt werden also nicht einfach Konzertfotos oder Bühnengitarren - und auch auf die "Maschin", den berühmten Lamborghini aus dem Video zur gleichnamigen Hitsingle, werden Fans verzichten müssen. "Das wär ein bissi zu einfach", meinte Ernst.

Was erwartet die Besucher also? Multimedial soll die Sache werden. Ernst sprach von einem "Fingerprint der Arbeit der letzten Jahre ohne Lobhudelei". Werke und ihre Schöpfer, die Teil der Bilderbuch-Universums sind, sollen ins Scheinwerferlicht gerückt werden. Da geht es um Albumcovers oder markante Bühnenbilder wie die Installation aus 1.000 weißen Sneakers.

"Wenn eine Tour zu Ende ist, kommt das alles in irgendein Lager", beklagte Ernst. Diese Archivalien sollen nun einen "Nachklang" bekommen: "Es ist ein romantischer Gedanke, wenn Dinge, für die man sich den Arsch aufreißt, noch einmal wo aufgehängt werden."

Auch über die Idee des "Europapass", die im Zusammenhang mit dem Vorjahresalbum "Vernissage My Heart" bzw. dem darauf befindlichen Song "Europa 22" lanciert wurde, soll in der Ausstellung künstlerisch reflektiert werden. Da viele Artefakte schon existierten, sei auch das "Mini-Budget" - Strasser sprach von 70.000 bis 80.000 Euro - kein Hindernis, versicherte der Bandleader.

Als große Provokation dürfte das Projekt jedenfalls nicht angelegt sein. "Wir zerstören nicht das Museum. Es ist nicht anti. Die Frechheit liegt eher darin, dass wir's überhaupt machen", erklärte Ernst. Live spielen wird die Band im Rahmen von "Approximation by Bilderbuch" übrigens nicht. "Das würde zu sehr hallen. Da hätte niemand eine Freude."

Abseits des Bilderbuch'schen Experiments steht für MQ-Geschäftsführer Strasser vor allem die Eröffnung der "Libelle" im Mittelpunkt. Am 21. April wird der kostenlos zugängliche Aufbau am Leopold Museum mittels Festakt eingeweiht. Die Öffentlichkeit kann die Dachlandschaft dann erstmals ab 24. April erklimmen, gefeiert wird mit einem speziellen Rahmenprogramm. Dazu gehören die Licht- und Klanginstallation "Am Anfang war der Schatten" von Alex Kasses, der auch die Glasbox zu ebener Erd' vor dem Leopold Museum mit einem libellenförmigen LED-Screen mehrere Wochen lang bespielen und somit auf die architektonischen Besonderheiten des Aufbaus aufmerksam machen wird.

Strasser freute sich über diesen "Meilenstein", der die erste räumliche Erweiterung des MQ seit zwei Jahrzehnten darstelle. Erreichbar wird die Terrasse, die einen schönen Ausblick verspricht, über zwei Lifte sein. Die Öffnungszeiten sind zwischen 10 und 22 Uhr. Von 1. November bis 31. März ist Winterpause angesagt, im kommenden Jahr soll es demnach am 1. April wieder los gehen mit der Dachsaison.

Die Landung der "Libelle" nützt das Kulturareal auch dazu, ein neues "Mikro-Museum" zu eröffnen. Gemeint damit ist die Ausweitung der Bespielung der Passagengänge, die etwa die verschiedenen Höfe verbinden. Mit der "Performance Passage" kommt ab 24. April nun die neunte derartige Initiative beim Eingang zum Tanzquartier dazu. Dafür wird die Decke komplett verspiegelt. Die Wände werden mit sieben Leuchtkästen bespielt, wodurch "visuelle choreografierte bewegte Gedichte" entstehen sollen, erläuterte TQW-Leiterin Bettina Kogler. Als ersten Partner habe man Gerhard Rühm gewinnen können.

Strasser räumte auf Nachfrage ein, dass das traditionell im Frühling stattfindende "Electric Spring"-Festival zumindest heuer aufgrund der "Libelle"-Eröffnung pausieren muss. Ob es im kommenden Jahr zurückkehrt, stehe noch nicht fest. Ebenfalls schon länger etablierte Hof-Formate wie die Literaturschiene "O-Töne" oder das Open-Air-Kino "frameout" wird es heuer aber wieder geben.