Wer in Kitzbühel die Streif bezwingen will, braucht es. Wer sein Wiener Schnitzel in der Pfanne brät, der greift gerne darauf zurück. Und wer seine Abende gerne mit Rosamunde Pilcher verbringt, der hat eine besondere Schwäche dafür. Die Rede ist von Schmalz.

„Schmalz“ ist auch das Schlüsselwort bei den Recherchen zu Geldflüssen zwischen dem ORF und Thomas Brezina beziehungsweise seinen Firmen. „Der Standard“ stellt in seiner Dienstagsausgabe die Frage, ob die ORF-Mittel für das von Brezina produzierte Kinderfernsehen tatsächlich sachgerecht verwendet wurden. Grundlage der Recherchen sind Unterlagen von Kalkulationen von Brezinas Produktionsfirma, der Tower10 KidsTV. Demnach gibt es in einer Datei namens „Planspiel“ eine Spalte namens „Schmalz“, die einen Millionenbetrag anführt, der nicht klar zugeordnet werden kann. Allerdings taucht der Betrag nur in den Kalkulationen auf – beim ORF betont man gegenüber der Kleinen Zeitung, nicht zu viel bezahlt zu haben.

Auffällig in den Unterlagen der Brezina-Firma sind Kosten, die unter dem Titel „Schmalz“ vermerkt sind und weder Produktionskosten noch anderen Fixkosten zuzuordnen sind. 1,4 Millionen Euro sollen zwischen 2014 und 2017 in dieser Kategorie angeführt worden sein. Was hinter „Schmalz“ steckt, wofür es steht und für welche Leistung hier Geld bezahlt wurde, ist nicht bekannt. Allerdings zitiert der „Standard“ eine angebliche ehemalige Mitarbeiterin von Tower10 KidsTV, die in einer anonymen E-Mail an die ORF-Generaldirektion auf „große Geldsummen“ hinwies, die „auf Kosten des öffentlich-rechtlichen Kinderprogramms“ veruntreut worden sein sollen.

Das sagt das Brezina-Management

Vom Büro von Thomas Brezina heißt es, die Behauptungen würden jeder Grundlage entbehren. "Ich habe alle Bilanzen überprüft und habe 25 Jahre Erfahrung im Prüfen von Bilanzen", erklärte dazu Michael Prügl aus dem Brezina-Management gegenüber der Kleinen Zeitung. Alle Bilanzen und Zahlungsflüsse seien transparent, korrekt und nachvollziehbar. Zudem wird betont, das alle Unternehmen Teil einer Stiftung seien, die nach dem Ableben von Brezina Sozialprojekte für Kinder finanzieren sollen. Und: "Thomas Brezina ist der kreative Kopf der Unternehmen und hatte und hat mit Zahlen keinerlei Berührungspunkte."

ORF: Kalkulation wurde gewissenhaft überprüft

Der ORF verweist wiederum auf Gedankenspiele des damaligen Geschäftsführers der Brezina-Firma und darauf, die Kalkulationen genau geprüft zu haben: Der ORF habe weder von der Datei „Planspiel“ noch von der darin enthaltenen Spalte „Schmalz“ Kenntnis, heißt es nach Anfrage durch die Kleine Zeitung. Es habe sich laut ORF „lediglich um Gedankenspiele und Annahmen des damaligen Geschäftsführers“ gehandelt. Am Küniglberg verweist man darauf, die Produktionskalkulation gewissenhaft und mehrmals geprüft zu haben und stellt eine neuerliche Prüfung in den Raum. „Generell ist erneut festzuhalten, dass der ORF die Produktionskalkulation gewissenhaft und mehrmals geprüft hat. Die Positionen der einzelnen Formatkalkulationen, die Allgemeinkosten sowie die verrechneten Handlungsunkosten und der Gewinn waren nachvollziehbar.“