Lange wurde über die Zukunft von zwei glücklosen Bewerbern für den ORF-Generaldirektorensessel spekuliert, offiziell ist nun: Thomas Prantner, derzeit noch Technik-Vizedirektor und Chef der TVthek, verlässt mit Herbst 2022 nach mehr als 33 Jahren den ORF (er leitete u. a. auch die Pressestelle) und geht in die Privatwirtschaft. Er hatte bei der Generaldirektorenwahl im August keine Stimme bekommen.
Lisa Totzauer (fünf Stimmen), bis Ende des Jahres als Channelmanagerin von ORF 1 bestellt, hat sich für die Leitung der TV-Hauptabteilung Magazine und Servicesendungen (also etwa „Thema“, „Report“ oder "konkret") beworben.

Der Posten wird frei, da Waltraud Langer als Landesdirektorin nach Salzburg wechselt. Dabei hatte Totzauer schon ein Angebot aus dem Hause: Die Geschäftsführung der ORF-Gebührentochter GIS hat sie aber abgelehnt. Der derzeitige Chef, Harald Kräuter, wird mit 1. Jänner 2022 ja im zweiten Anlauf zum ORF-Technikdirektor. „Hätten Sie mich dort gesehen?“, bestätigt Lisa Totzauer auf Anfrage der Kleinen Zeitung ihre GIS-Absage.
Ihre Konkurrentin könnte Claudia Lahnsteiner sein, derzeit Ressortleiterin Chronik im ORF-TV und Ehefrau von Tarek Leitner. Die Hearings sind für diese Woche angesetzt.

Noch ORF1-Channelmanagerin Lisa Totzauer, ORF2-Channelmanager und Unterhaltungschef Alexander Hofer
Noch ORF1-Channelmanagerin Lisa Totzauer, ORF2-Channelmanager und Unterhaltungschef Alexander Hofer © APA/HERBERT NEUBAUER

Die Agenden als Channelmanagerin von Sorgenkind ORF 1 übernimmt dem Vernehmen nach gleich die designierte Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz mit. So ist sie Herrin zumindest über das Budget von ORF 1. Channelmanager von ORF 2 und Unterhaltungschef bleibt Alexander Hofer, dessen Weg in die Programmdirektion durch die Frauenquote und den Einfluss der Grünen nicht frei war.

Auf ORF 2 gibt es übrigens bald bei den ZiB-Ausgaben in der Früh und um 13 Uhr ein neues junges Gesicht: Stefan Lenglinger (28), der bisher u. a. für „Heimat Fremde Heimat“ und „Magazin 1“ tätig war, stößt zum Moderatorenteam.

Durch den Aufstieg von Ingrid Thurnher zur Radiodirektorin mit 1. Jänner 2022 ist auf ORF III die Chefredaktion vakant, gesucht wird freilich auch ein bekanntes Gesicht für die Moderationen von „Politik live“ etc. Interimistisch wurden Rainer Reitsamer und Astrid Wibmer mit der Chefredakteursverantwortung betraut; Reitsamer, 38-jährige Wiener, wurde von Thurnher gefördert und ist dem ORF III-Publikum ohnehin schon auch als Moderator bekannt.

Als offizieller Nachfolger wird Hans Bürger ins Spiel gebracht; der 59-jährige Linzer soll aber noch zaudern. „Jünger und weiblich“, hört man als Wunsch auf dem Küniglberg. Daher werden der Kärntnerin Susanne Schnabl (41) Chancen attestiert.
All diese Neubesetzungen – bis auf die GIS-Führung – müssen nicht vom Stiftungsrat durchgewunken werden, der morgen sein letztes (virtuelles) Plenum für 2021 absolviert. Mit "Argusaugen" will Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) allerdings darauf achten, dass keine rein parteipolitischen Besetzungen vollzogen werden. Gegen diese würde er mit "aller Kraft und Vehemenz" auftreten. Zudem würde sich die Freundeskreise genau anschauen, wie unter dem künftigen Generaldirektor Roland Weißmann "Künstler- und Moderatorenverträge zustande kommen, wie und wo welche Produzenten bei Filmen und Serien eingesetzt werden", so Lederer. "Ohne Neid, für ein Haus der besten Kräfte mit Nachwuchspflege und keinen prekären Arbeitsbedingungen", erklärt der Kommunikationsexperte.

Lothar Lockl, für die Grünen im obersten ORF-Aufsichtsorgan, kündigte an, den "Change-Prozess" auf Stiftungsratsebene als "Sparring-Partner" zu begleiten, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis sicherzustellen

Stefan Lenglinger komplettiert das Team der Kurz-ZIBs in der Früh und um 13 Uhr
Stefan Lenglinger komplettiert das Team der Kurz-ZIBs in der Früh und um 13 Uhr © ORF

Zur Stiftungsrat-Tagesordnung am 2. Dezember gehören u. a. die Absegnung der Sendeschemata 2022, die Gehaltsverhandlungen mit dem Zentralbetriebsrat und der Ausbau des barrierefreien Angebots im Programm.
Der oberste Noch-Boss Alexander Wrabetz schweigt weiterhin beharrlich über seine Pläne oder Funktionen ab 2022.