Der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, hat sich nach dem Abgang von "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt für einen schnelleren Kulturwandel innerhalb der Boulevardzeitung ausgesprochen. In einer Videobotschaft sagte er am Mittwoch: "Es handelt sich hier nicht um ein Kulturproblem des ganzen Springer-Verlages. Es gibt dieses Problem bei "Bild"". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bat Döpfner, sich bei Machtmissbrauch zu melden.

"Wir müssen hier auch sehr schnell noch viel grundlegender an der Modernisierung und Veränderung unserer Kultur im Sinne von Respekt arbeiten", ergänzte Döpfner. Das gelte nicht für die große Mehrheit der Mitarbeiter. In den meisten Unternehmen des Konzerns herrsche eine vorbildliche Kultur. Der Springer-Chef bat die Mitarbeiter, sich im Zusammenhang mit Machtmissbrauch und bei nicht respektvollem Umgang im beruflichen Miteinander zu melden, offen zu sprechen und "keine Angst zu haben".

Döpfner sprach in dem rund sieben Minuten langen Video zunächst über die internen Ermittlungen gegen Reichelt und die Beweggründe, den "Bild"-Chefredakteur am Montag von seinen Aufgaben zu entbinden. Er thematisierte auch die jüngst bekanntgewordenen Presserecherchen unter anderem des Investigativteams der Ippen-Mediengruppe zu Vorwürfen gegen Reichelt.

Döpfner ging auch auf Aspekte eines "New York Times"-Artikels ein, in dem es um den Medienkonzern Axel Springer, Reichelt und die Unternehmenskultur geht. Die US-Zeitung hatte am Sonntag unter anderem aus einer älteren privaten Kommunikation Döpfners zitiert, in der er Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet hatte, der noch mutig gegen den "neuen DDR-Obrigkeitsstaat" aufbegehre.

Dazu sagte Döpfner in der Videobotschaft unter anderem: "Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede. Und wenn man in einer privaten Unterhaltung aus dem Zusammenhang gerissen etwas zitiert, dann unterschlägt man Polemik, Ironie, Übertreibung." Er lege Wert darauf, dass das privat sei und nicht wie ein Zitat behandelt werde. "Das ist doch eine Grenzüberschreitung", sagte der Springer-Chef.