Für die ARD ist "Babylon Berlin" gerade das große Ding. Mehr als 100 Länder sicherten sich die Rechte an der 1920er-Jahre-Krimiserie. Und die ORF/Netflix-Produktion "Freud" wurde laut Angaben des Streaminganbieters weltweit in 25 Millionen Haushalten abgerufen. Worauf ist dieser große Auslandserfolge für deutschsprachige Serien zurückzuführen?

Die Münchner Firma Beta Film vertreibt seit Jahrzehnten Film- und Serienrechte ins Ausland. Zu den Exportschlagern der 90er gehörte neben "Derrick" etwa auch das österreichische Kultformat "Kommissar Rex". "'Kommissar Rex' haben wir zum Beispiel in 150 Länder verkauft, die Serie wurde sogar chinesisch synchronisiert", sagt Geschäftsleiter Dirk Schürhoff der dpa: "Neu ist, dass seit einigen Jahren aus Deutschland heraus hochwertige Serien entstehen, die qualitativ so gut sind, dass sie im internationalen Wettbewerb auch gegen englischsprachiges Programm bestehen."

Ein Beispiel sei der Mehrteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" (ZDF, 2013). "Die Produktion lief auf BBC 2 im Hauptabendprogramm, auf Deutsch mit englischen Untertiteln, was es in Großbritannien seit Jahrzehnten nicht mehr gab", ergänzt Schürhoff. Heute werden hochwertige Serien wie "Babylon Berlin" demnach weltweit verkauft, sie laufen auf öffentlich-rechtlichen Sendern, Streaming-Plattformen und können auch in den USA punkten.

Es lohnt sich, noch einen Moment bei "Babylon Berlin" zu bleiben. Um einen Eindruck davon zu bekommen, was sich in der hiesigen TV-Welt mit der internationalen Streaming-Konkurrenz gerade tut: An der Produktion und an der Finanzierung des Serienprojekts mit mehreren Staffeln waren neben der öffentlich-rechtlichen Seite mit ARD der Pay-TV-Anbieter Sky, Beta Film und die Produktionsfirma X Filme Creative Pool beteiligt. Sky bezeichnete diese Kombination als "echtes Novum". Auch der ORF holte sich für "Freud" erstmals Netflix als Kooperationspartner - eine Zusammenarbeit, die mit der Serie "Totenfrau", basieren auf der gleichnamigen Buchreihe von Bernhard Aichner, nun in Runde 2 gehen soll.

Nachfrage nach High-End-Serien

"Ich glaube, dass solche Kooperationen zwischen komplementären, nicht jedoch zwischen echt konkurrierenden Anbietern am Markt immer mal wieder vorkommen werden, tendenziell aber eher eine Ausnahme bleiben", schätzt der Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten, Christoph Palmer. Zur Nachfrage nach High-End-Serien sagt Palmer, der Streaming-Boom der vergangenen Jahre habe einen bedeutenden Einfluss auf den Produktionsmarkt. Zugleich gibt er zu bedenken: "Die Nachfrage nach High-End-Serien und -Filmen führte auch zu einem Anstieg der Herstellungskosten. Die Budgets für solche Produktionen sind in der Regel jedoch kaum gestiegen. Dies brachte einen enormen Kostendruck mit sich, der den Markt weiterhin prägt."

Die Liste der Erfolge für hiesige Serien ist lang. Dazu zählt für Sky Deutschland nicht nur "Babylon Berlin" oder "Das Boot" unter der Regie des heimischen Starregisseur Andreas Prochaska ("Das finstere Tal"): "Auch 'Der Pass', das eine rein deutsch-österreichische Produktion ist, wurde innerhalb Europas, in die USA, nach Osteuropa, Kanada, Australien sowie Asien und Ozeanien in 29 Länder verkauft." Die Mediengruppe RTL steigerte nach eigenen Angaben den Verkauf von eigenproduzierten Serien auf dem internationalen Markt. Das sicherlich erfolgreichste Beispiel: "Alarm für Cobra 11".

Henrik Pabst, Chief Content Officer von ProSiebenSat.1, spricht ebenfalls von gestiegenen Einnahmen aus internationalen Programmverkäufen. "In der Regel handelt es sich bei der Vielzahl der Verkäufen um Formatideen, die dann in den jeweiligen Ländern lokal adaptiert werden." Das zum Medienkonzern gehörende Programmvertriebshaus Red Arrow Studios International verkaufe deutsche Programmideen weltweit. So gab es die Sat.1-Krimi-Serie "Der letzte Bulle", die international als "The Last Cop" vertrieben wird, bereits als Adaption zum Beispiel in Mexiko, Japan, Russland und Estland.