Fin – Ein Anfang

Ich habe Freunde, die sind Gabelstapler. Sie gabeln Menschen auf und bringen sie manchmal auch zu mir. So bin ich zu Fin, Ire, gekommen, auf Zwischenstation mit Klara, Serbin, in Graz. Graz wurde von der Zwischen- zur Krankenstation, zum Ort fürs Songschreiben, zum Ort des Aufgenommenwerdens, des Zirbenschnapses. Ein Weg führte auch ins Theatercafé. Nach mehreren umgeschütteten und hinuntergeschütteten Zirbenschnäpsen setzten wir Fin und seine Gitarre auf die Bühne. Danke für den kleinen, feinen Gig, Fin und Gitarre!

Wenn Walzer nachdenken

Es gibt Lieder, die machen einfach glücklich. Jedes Mal, wenn ich "Suspirium" höre, stellt sich die Sicherheit ein, dass mir nichts passieren kann. Vielleicht liegt es an der Walzerform, am geliebten Klavier, an der vertrauten Stimme, an den ersten Zeilen ("This is a waltz thinking about our bodies / and what they mean for our salvation"). Es ist egal. Denn ich kenne meine Antwort auf die Fragen "When I arrive, will you come and find me? Or in a crowd, be one of them?": Man wird mich schon finden.

Das Schöne durch Trump

Ich hätte mich an dieser Stelle auch für Ministry entscheiden können, weil auch sie zu meinen Wegbegleitern zählen und sie musikalisch auf Trump reagiert haben. Aber: Ich bin gestolpert. Über eine Playlist mit Poliça. Zusammen mit dem Orchester stargaze stellen sie dem Hässlichen etwas Schönes, Fragiles entgegen. Sie haben einen Weg gefunden, wie das aufgehen kann. Das Video ist hypnotisch, vielleicht eines der schönsten, das mir je vor die Augen kam, und die Botschaft nicht resigniert, wie der Titel vermuten ließe. Nehmen Sie sich bitte die 10 Minuten und 26 Sekunden dafür Zeit.

Warm und beängstigend

Ich habe mich verklickt. Denn es gibt nicht nur ein Album von Cabaret Voltaire mit dem Namen „Red Mecca“, sondern auch eine Band, die so heißt. Der Bandname ist nicht zufällig gleichlautend mit Cabaret Voltaires Album. „Kind of organic electronics, warm, but at the same time frightening“ – das verbindet das schwedische Duo mit Cabaret Voltaire. Dazu Klang, der sich schichtet und in den sich eine Stimme legt, die die Luft strömen hören lässt, und fertig ist die Dynamik, die ich so gerne mag.

Polymorphie

Ob bei Linea Aspera, Keluar, als DJane oder nun als Zanias: Wo Alison Lewis ihre Finger im Spiel hat, kommt Gutes heraus. Geboren in Australien, aufgewachsen in Südostasien, eine Zeit lang Studentin der Archäologie und Anthropologie, nun in Berlin – eine große Vielfalt an Einflüssen ist in all ihren Projekten zu hören. Als Zanias sind die Songs etwas weicher, flächiger, weg vom kalten New Wave. Wer einen Song mit ihrer Beteiligung findet, der tatsächlich schlecht ist, möge sich unverzüglich an mich wenden!

Dionysos tanzt

Ich mag Dionysos. Herangewachsen in der Sterblichen Semele, das zweite Mal geboren aus Zeus’ Schenkel, ist er der einzige unsterbliche Gott trotz menschlicher Mutter. Zuerst mochte ich das Album „Dionysus“ nicht. Die Stimmen sind rar und die dionysische Ekstase fehlt. Doch dann fand ich sie, die Verbindung: Dead Can Dance. Die allzu vertrauten Klangwelten, das Offen-Freundliche, das Sorgenbrechende, Lösende, das man auch Dionysos, λυαῖος, zuschreibt. 

Wenn ein Freund dir Messa an die Kehle hält

Es gibt sehr, sehr viele schlechte Doom/Drone-Bands. Noch rarer gesät als die guten sind die guten mit weiblichen Vocals – Stimmen schrill und laut und die Frontdamen eingepasst (worden) in die in Schlager- und Popszene etablierten Vermarktungsstrategien. Aber irgendwo in Italien fanden sich vier sehr junge Menschen zusammen, die stilsicher auch in der Experimentierfreude ein atmosphärisches Melancholiemeer erschaffen und mit Sara eine Sängerin haben, deren Gesang zwar auch in einer Blues- oder Jazzcombo aufgehen könnte, aber zum Glück in den Songs von Messa herumspukt. Hineingefunden in mein Leben durch einen lieben Freund. Danke.

Die Geschichte vom Musikmaschinenmann

Eigentlich war ich im Internet auf der Suche nach einem Lied mit Saxophon, gehört in einem Berliner Club. Also googelte ich „saxophone post punk“, dann „saxophone new wave“, dann „saxophone new wave post punk“, fügte der Suchanfrage noch „in your eyes“ hinzu, Wörter, von denen ich nicht mehr wusste, ob sie zu diesem Song gehörten bzw. ob ich sie überhaupt richtig verstanden hatte. Ich fand nichts. (Mittlerweile – ich hab wieder gegoogelt – hätte ich mit „saxophone new wave post punk“ schnell Erfolg gehabt, da es nun eine Forumsseite gibt, auf der sich offenbar ganz tolle Menschen über Saxophon und Post Punk austauschen.) Dann durchsuchte ich Playlists von DJs. Irgendwann landete ich auf einer schlecht gebauten Internetseite (ich finde sie nicht mehr) mit einer ellenlangen Liste von Bands/Musikern/Musikerinnen. Ich begann natürlich systematisch: Erste Wahl waren Namen, die mir gefielen. Author and Punisher war der erste, der mir ins Auge stach. Tristan Shone, der Mann hinter dem Projekt, Maschinenbauer, dem etwas fehlte in der Musikwelt. Also baute er eine, seine Musikmaschine. Industrial Music im wahrsten Sinne. Früher funktionierte die Maschine nicht immer so, wie er wollte. Bei manchen Gigs fielen einfach Teile ab. Ich schätze, er hat diese Teile wieder angeschweißt. Aber sehen Sie selbst.

PS: Das Saxophonlied fand ich nicht. Aber Monate später, ich war beim Wäscheaufhängen, erschallten zufällig die vermissten, längst verblassten Saxophonklänge: Sad Lovers and Giants, „Things We Never Did“. 

Meditationen über Einsamkeit und Tod

Wahrscheinlich habe ich dieses Jahr kein schöneres Lied kennengelernt.

Darker Folk

Es ist nicht gesund, aber den Liveperformances durchaus zuträglich: Der Whiskey steht immer bereit. Tränen fließen. Da kommt was zusammen: eine Bassistin, die in ihrer reduzierten Bühnenpräsenz alle Blicke auf sich zieht; TJ Cowgill, mit einer Stimme, die jetzt schon die schönsten Tiefen erreicht hat; Lyrics, die von einer Chimäre aus Tom Waits und Nick Cave stammen können. King Dude waits in a cave. Oder so.

Keine Sonntagsglocken

Athen, diesen Sommer. Es fallen nicht mehr viele Worte am Ende der Reise. Der Bauch ist voll, das Bier mag auch nicht mehr so richtig runter. Man sitzt. Schaut. Und reagiert zugleich auf das, was erklingt: „Wir hörten ... ein Gefühl.“ (Helge Schneider) Man hört auf den Text, man merkt sich die Zeile „No Bells on Sunday“, um das Lied wiederzufinden. Man lernt ja dazu. Mark Lanegan ist der Erschaffer, er war Frontmann der Screaming Trees, arbeitete mit Kurt Cobain, Pearl Jam, Alice in Chains, Chelsea Wolfe, war Teil der Queens of the Stone Age. Heuer erschien das Album „With Animals“ mit Duke Garwood. You are a murderer ...

Hidden Track

Musik aus dem Jahr 2018? Da ist mir wohl ein Zahlendreher passiert ... Ob das Jahr 18 oder 81 – es macht Spaß! Und es ist gut!