Travis Scott ft. Drake - Sicko Mode

Was für ein Video. Was für eine Musik. Der Auftakt gehört Drake, der hier in seinem ganz typischen Stil auf Travis Scott einstimmt. Der Rapper aus Houston hat mit "Underworld" eines der großen R'n'b/HipHop-Alben des Jahres vogelegt. Hier geht er in den "Sicko Mode": das Gipfeltreffen zweier Großer.

Childish Gambino - This is America

In Sachen düsterer Amerika-Beschreibung hat dieses Jahr Childish Gambino die Nase weit vorn. "This is America" heißt die bittere Bestandsaufnahme eines Landes, das den Quälgeist Rassismus nicht los wird. Dass schwarze Leben immer noch nicht wichtig sind, ruft das Video drastisch in Erinnerung.

Sons of Kemet - Your Queen is a Reptile

Noch einmal biblischer Zorn gegen Rassimus, Kolonialismus und Diskriminierung. Die Londoner Jazzband Sons of Kemet verwendet die Queen als Metapher für das System, das Afrikanern Menschlichkeit und Würde abspricht. Hier der eher untypische Spoken-Word-Track, der auf ihr Album "Your Queen is a Reptile" einstimmte.

 Ariana Grande - thank u, next

Wer glaubt, Ariana Grande sei ein unbedarftes Popsternchen, wurde vom Album "Sweetener" eines besseren belehrt: Hochleistungs-Pop, der 2019 auch live in Wien zu hören sein wird. Grande arbeitet wie ein Eichhörnchen: Der kürzlich veröffentlichte Track "thank u, next" ist schon Vorbote auf das Album des nächsten Jahres. Eine knallbunte Ladung bittersüßer Weltschmerz.

 Spiritualized - I am your Man

Nun, auch die Indie-Fraktion konnte 2018 überzeugen. Der traurige Space-Rock von Spiritualized zündet noch immer. Hier "I am your Man" für alle, die sich fremd am eigenen Planeten fühlen.

Oneohtrix Point Never - Black Snow

Wenn er nicht gerade die Alben andrer Künstler veredelt, ist Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never auch in eigener Sache gut unterwegs. Das ruhig-intensive "Black Snow" stammt vom letzten Album "Age of", das Lopatin als einen der spannendsten Avantgarde-Elektroniker der Gegenwart auszeichnet.

Low - Always Trying To Work It Out

Die fragilen Dreampop-Architekturen der US-Band Low zählen auch 2018 zu den beeindruckendsten Erscheinungen des alternativen Pop-Paralleluniversums. Hier der Zeitlupen-Song "Always Trying To Work It Out".

Kreisky - Ich bin ein braves Pferd

Und Musik aus Österreich? Gab es auch exzellente: Kreisky bestätigten ihren Rang als zweitbeste Band des Landes (nach Bilderbuch!) mit ihrem Album "Blitz". "Ich bin ein braves Pferd" überzeugt auch wegen des originellen Videos. 

Samy Deluxe - Flagge hissen/Anker lichten

Entspannter Deutschrap gefällig? Samy Deluxe packte für ein MTV-Special seine Skills aus und zeigt nicht nur auf dem Opener "Flagge hissen/Anker lichten", dass seine Reime haltbarer sind als jeder Musiksender.

Jan Böhmermann & der Chor der Scheinselbstständigen - Wir sind Versandsoldaten

Politische Aufklärung, Satire und Unterhaltung gehen bei Jan Böhmermann Hand in Hand. Und auch musikalisch hat er schon einige Satire-Coups gelandet. Nicht ganz von dieser Qualität, aber noch immer lustig und gut: das Arbeiterlied, das auf die Misere der Paketkuriere aufmerksam macht. Passt auch hervorragend zu Weihnachten: "Wir sind Versandsoldaten"  von Jan Böhmermann & dem Chor der Scheinselbstständigen.

Mitski - Geyser

Pop ist ganz schon unübersichtlich geworden, dennoch gab es 2018 einige Konsensplatten für Kritiker und andere Auskenner. Janelle Monaes "Dirty Computer" zählte ebenso dazu wie "Joy as an Art of Resistance" von den Idles oder "Double Negative" der bereits weiter oben erwähnten Low. Auch in diese Kategorie zählt "Be the Cowboy" der US-japanischen Songwriterin Mitski, die nicht nur im bombastischen "Geyser" überzeugt.

JPEGMAFIA - Thug Tears

Zum Abschluss noch einmal zu der Musik, die auch 2018 die künstlerisch ergiebigste geblieben ist. HipHop und alle R 'n' B/Soul/Avantgarde/Elektronica-Mischungen, die daraus gemixt werden. Man könnte noch Earl Sweatshirt von der kalifornischen Kreativfabrik Odd Future nennen, natürlich auch Drake und Vince Staples, Cardi B, The Carters usw. Aber hier noch ein experimentellerer Zugang von JPEGMAFIA und seine Powerperformance des Tracks "Thug Tears". Wenn Gangster weinen.