Das Jahr 2021 war für die Neue Hofkapelle Graz nicht nur wegen der Corona-Bedingungen ziemlich herausfordernd. Nach dem Abgang eines Teils der Führungsriege bildete sich rund um die Konzertmeisterin Lucia Froihofer mit dem Cellisten Peter Trefflinger, der Fagottistin Christine Gnigler und der Oboistin Ana Inés Feola ein neues Team, das das 2010 gegründete Orchester nun organisatorisch und künstlerisch leitet. „Zwei frische Hirne, zwei erfahrene Hirne, und jetzt fühle ich mich erstmals alt“, sagt die 46-jährige Froihofer lachend.

Alle seien begeistert dabei, und man habe sich wieder weiterentwickelt. Sich und das traditionell vierteilige Saisonprogramm. Das genau genommen fünfteilig ist. Denn man startet mit Mozarts „Zauberflöte“, die man – in einer köstlichen Version mit Johannes Silberschneider als stoasteirischem Papageno oder besser noch Plappergeno – schon 2018 im Programm hatte. Aber nicht so. Denn diesmal geht es für 2 x 80 Leute mit dem Stockbus in der Neumondnacht vom 4. November an einen geheimen dunklen Ort, wie ihn auch Tamino und Papageno erleben, wenn sie mit verdeckten Häuptern in den Vorhof des Prüfungstempels geführt werden. Aber keine Angst! „Bei uns gibt es dazu Wein und köstliches Essen“, verrät Froihofer.

Die Geigerin zeigt sich erfreut, dass man die Zahl der Abonnenten mit 160 annähernd halten konnte. Gegenteilige Meldungen von Veranstaltern rundum und derzeit gehäuft viel spätere Buchungen „beunruhigen mich zwar eine Spur, aber ich übe mich in Vertrauen“. Das Publikum wiederum kann auf die außergewöhnliche Qualität und Originalität der Neuen Hofkapelle vertrauen. Zwei Konzerte sind Verschiebungen aus der im Pandemiejahr 2020 ins Wasser gefallenen Spielzeit. Zum einen Händels „Messias“ und Bachs „Magnificat“, gemeinsam mit einem exzellenten Solistenquintett und Gerd Kendas chor pro musica graz am 8. Dezember im Stefaniensaal. Zum anderen das augenzwinkernd „Death by triple fiddle“ genannte Programm mit Musik für drei gleiche Stimmen aus drei Jahrhunderten, für das Froihofer neben Fux oder Michael Haydn auch drei Auftragswerke sowie eine „Instrumentenschlacht“ mit barocken, klassischen und modernen Geigen verspricht (18. März im Minoritensaal).

Zwei weitere Projekte setzen schöne Fragezeichen: Mit „Was ist Heimat?“ kehrt man schon am 21. Jänner nach deren eineinhalb Jahre dauernder Renovierung selbst an eine musikalische „Heimstätte“ zurück: Im Minoritensaal spielen die Orchestermitglieder von ihnen gewählte Werke von Bach bis Pop bis Folklore, die ihnen ein Gefühl der Heimat geben. Und für „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ fährt man die musikalischen Teleskope aus und sieht durch sie etwa, wie anno 1792 Joseph Haydn auf den berühmten deutsch-britischen Astronomen, Oboisten, Geiger und Komponisten William Herschel traf, dessen 200. Todestag man 2022 gedenkt und der unter anderem ein Konzert für Oboe und Orchester hinterließ (20. Mai, Minoritensaal).