Aura, ausdrucksstarke Vielfalt, stimmlicher Glanz, Legatokultur, Wortdeutlichkeit, glaubwürdige Gestaltungsintensität – diese Liste über Elina Garanča ließe sich gleichsam ad infinitum weiterführen. Die aus Riga stammende Mezzosopranistin holte ihren im Musikverein im Vorjahr verschobenen Liederabend im vollen Stefaniensaal nach – im Doppelpack. Und auch am Ende des zweiten, jeweils eine gute Stunde währenden Durchgangs hörte man ihr keine Anstrengung, geschweige denn Erschöpfung an. In ihr dreisprachiges Programm hatte Elina Garančaihrer neuen Heimat Spanien zu Ehren sechs zauberhafte Lieder des baskisch-spanischen Opern- und Zarzuela-Komponisten Jesús Guridi verpackt, deren erotische textliche Doppelbödigkeit zwar kaum übersetzbar, musikalisch aber auf alle Fälle ausgedeutet ist.
Zuvor hatte sich  Garanča als Ehrenmitglied im Steirischen Musikverein dem Liedschaffen von Richard Strauss gewidmet, von dem sie sieben bekannte und unbekannte Werke vortrug, beginnend mit der meist als Zugabe hingeschmetterten „Zueignung“, die da ganz zurückhaltend, ja verhalten erklang.

Zur Seite stand ihr der nuancierte schottische Pianist Malcolm Martineau. Von den beiden zur kurzen Entspannung der Solistin eingestreuten pianistischen Ohrwürmern verdiente namentlich Debussys „Clair de lune“ (Nr. 3 aus der Suite bergamasque) in Stil und Klang die Stimmung auf den Punkt treffende Beachtung.

Im klug und stimmökonomisch ausgerichteten Programm kam schließlich noch Sergej Rachmaninow als Liedkomponist zu Ton (und Wort). Nach einigen weiteren russischen Zugaben verabschiedete sich die Künstlerin mit einem zauberhaft schlicht dargebotenen Wiegenlied („Nana“) von Manuel de Falla. Standing Ovations für die vielseitigen, stets von hoher Musikalität und stimmlicher Darstellungskraft getragenen Leistungen.