Vereinspräsident Franz Harnoncourt sprach vom „Alpenhauptkamm als ständiger Grenze“ des kulturpolitischen Blicks aus Wien. Und Vizepräsident Alfred Stingl bedauerte, dass just in der Kulturnation Österreich die Kultur offenbar als Schlusslicht gelte, und erinnerte mit Verweis auf die rascheren Lockerungen für Gasthäuser, dass „auch Konzertsäle, Theater- und Opernhäuser Gast-Häuser sind“.

Aber trotz aller Hürden durch die Coronakrise und die gefühlte Ungleichbehandlung durch die Regierung überwog bei der gestrigen Programmpräsentation des Musikvereins für Steiermark doch die Freude: über die Loyalität der Mitglieder, über die Versprechen der Sponsoren sowie über die stabilen Subventionen von Stadt Graz (100.000 Euro) und Land Steiermark (210.000 Euro) – allesamt wichtige Stützpfeiler bei einer Eigenwirtschaftlichkeit von 84 Prozent.

Und natürlich freut man sich, dass bei allen Unabwägbarkeiten die schon im März avisierten Programmpunkte „praktisch zu 99 Prozent gehalten werden konnten“, wie Michael Nemeth betonte, der zudem zehn im Frühjahr ausgefallene Termine in den ohnehin dichten Kalender einflechten konnte. „Wir gehen jedenfalls mit viel Optimismus in die neue Saison und wollen diesen auch in Taten umsetzen“, sagt der Generalsekretär.

Dazu zählt, dass der Kartenvorverkauf derzeit ohne Sitzplatzeinschränkungen läuft. Falls es im Herbst immer noch oder neue Auflagen wegen Corona gebe, stehe ein Notfallplan B: Dann wandert man mit kleineren Konzerten in den großen Stephaniensaal und spielt die Orchester- und Galakonzerte dort zwei Mal hintereinander vor halbem Publikum. Alles ohne Pause, mit nötigen Schutzmaßnahmen für die Zuhörer, darunter die 2700 Mitglieder des Musikvereins, „die uns alle gleich viel wert sind und die alle zu ihrem Recht kommen sollen“, wie Nemeth unterstreicht.

Cecilia Bartoli versprüht mit Les Musiciens du Prince zwischen Barock und Belcanto einmal mehr Feuerwerke und stellt Solisten ihrer Foundation vor (8. 4.)
Cecilia Bartoli versprüht mit Les Musiciens du Prince zwischen Barock und Belcanto einmal mehr Feuerwerke und stellt Solisten ihrer Foundation vor (8. 4.) © APA/HERBERT NEUBAUER

Aus dem Programm leuchten Höhepunkte mit treuen Gästen wie den Wiener Symphonikern und dem Belcea Quartet, mit Garanča, Bartoli & Co heraus (siehe auch Fotos). Den Auftakt macht die verschobene Kooperation mit der Diagonale: Cellist Friedrich Kleinhapl und Pianist Andreas Woyke laden am 9. September zu einem Film-Musik-Dialog. Zum Abschluss lässt man Geburtstagler hochleben – drei Mal, wie es sich gehört: Die Grazer Philharmoniker feiern nämlich ihr 70-Jahr-Jubiläum, und der Musikverein als seinerzeitiger „Geburtshelfer“ bietet im Juni und Juli drei Projekte an, für die Rudolf Buchbinder, Adam Fischer und Dennis Russell Davies als Partner gewonnen wurden.

Dazwischen gibt es klassische Kammermusik (etwa mit den Brüdern Capuçon) ebenso wie Jazziges mit Thomas Quasthoff oder ein musikalisches Planetarium samt Star Wars, für das Thomas Platzgummer mit dem Landesjugendsinfonieorchester Steiermark und dem Landesjugendchor Cantanima in die Stadthalle ausweicht.

Piotr Beczała bringt ein Programm, „in dem es auf mannigfache Art um die Liebe geht“, wie der polnische Startenor verspricht (19. 11.).
Piotr Beczała bringt ein Programm, „in dem es auf mannigfache Art um die Liebe geht“, wie der polnische Startenor verspricht (19. 11.). © APA/HELMUT FOHRINGER
Sabine Devieilhe (34) ist ein Star auf dem Sopranhimmel. Bei ihrem Musikvereinsdebüt singt die Französin Mozart und Strauss (4. 3.)
Sabine Devieilhe (34) ist ein Star auf dem Sopranhimmel. Bei ihrem Musikvereinsdebüt singt die Französin Mozart und Strauss (4. 3.) © Monthubert
Chick Corea (Mitte), Jazz-Zauberer an den Tasten, kommt erstmals n den Musikverein und zelebriert im Trio Standards und Eigenkompositionen (9. 3.)
Chick Corea (Mitte), Jazz-Zauberer an den Tasten, kommt erstmals n den Musikverein und zelebriert im Trio Standards und Eigenkompositionen (9. 3.) © Abate
Hubert von Goisern, der gerade einen Roman vorgelegt hat, kehrt nach längerer Absenz samt Band wieder auf die Bühne zurück (30.5., ausverkauft)
Hubert von Goisern, der gerade einen Roman vorgelegt hat, kehrt nach längerer Absenz samt Band wieder auf die Bühne zurück (30.5., ausverkauft) © APA/GEORG HOCHMUTH