In Linz ist man noch immer stolz darauf, dass Piotr Beczala nach seinem Engagement am Landestheater (1992-1997) seine internationale Karriere begonnen hat. Trotz des kometenhaften Aufstiegs in die internationale Spitzengruppe der Operntenöre widmet sich Beczala auch dem oft schwierigeren Liedgesang. Mit Helmut Deutsch am Klavier kann er sich dabei wohl keinen besseren Begleiter auswählen.

Das Programm im Brucknerhaus begann Beczala mit Liedern seines hierzulande nahezu unbekannten polnischen Landsmannes Stanislaw Moniuszko, dessen 200. Geburtstag heuer in seiner Heimat groß gefeiert wird. Neben Opern zählt das sogenannte Haus-Liederbuch für Gesang und Klavier zu seinen bedeutendsten Werken. In zwölf Bänden hat Moniuszko darin 268 Lieder auf Gedichte verschiedener Dichter (darunter auch Goethe) vertont. Mit ihrem volksliedhaften Charakter, voll Liebesleid und -freud, wurden sie im slawischen Raum überaus populär. Beczala gestaltete seine Auswahl mit lyrischer Stimme und großer gestalterischer Bandbreite bis zur strahlenden höhensicheren Attacke. Ebenbürtig und mit glasklarer Virtuosität, etwa in der "Spinnerin", erwies sich Helmut Deutsch am Steinway. Die jeweiligen Nachspiele des Klaviers wurden so zu besonderen Klang-Perlen.

Die darauf folgenden Lieder von Mieczyslaw Karlowicz legten in puncto Dramatik noch ein wenig zu. Berührend das Schicksal der "verzauberten Königstochter" etwa, und - von Beczala besonders glaubhaft interpretiert - "Meine schönsten Lieder". Auch wenn wohl der Großteil des Publikums weder polnisch noch russisch verstand, ließ Beczalas Gestaltungskraft erahnen um welche Schicksale es in den Liedern ging. Zwar waren die Liedtexte auf Deutsch im Programmheft abgedruckt, aber wegen der Dunkelheit im Saal kaum lesbar.

In einem dritten Programm-Block folgten nach der Pause Lieder von Pjotr I. Tschaikowski, womit die Reihe von Komponisten des 19. Jahrhunderts fortgesetzt wurde, ehe die beiden Künstler abschließend mit Richard Strauss den musikalischen Übergang ins 20. Jahrhundert vollzogen. Dessen "Heimliche Aufforderung" und schlussendlich "Wenn du es wüsstest, was träumen heißt" lösten beim Publikum berechtigten Jubel für den sympathischen Sänger und seinen kongenialen Partner am Klavier aus. Es hat gepasst, dass der Publikumsliebling sein kompaktes und stimmiges Programm mit nur einer Zugabe abgeschlossen hat. Zurecht wird Piotr Beczala nicht nur auf der Opernbühne sondern auch im Liedgesang als "eine der schönsten Tenor-Stimmen der Gegenwart" gepriesen.