Selbstfindungs- und Survivaldramen haben sich als Genre in Hollywood längst bewährt: In der Wildnis hungerten, töteten und meditierten schon Stars wie LeonardDiCaprio in "The Revenant – Der Rückkehrer", Reese Witherspoon in "Der große Trip – Wild", Emile Hirsch in "Into the Wild" oder Daniel Radcliffe in "Jungle".

Dieses Mal stellt sich RobinWright in den kanadischen Rocky Mountains ganz alleine der Natur. Mit "Abseits des Lebens" (im Original "Land") feiert die Schauspielerin und "House of Cards"-Intrigantin ihr Regiedebüt. Das beim Sundance Film Festival uraufgeführte Werk ist weniger Action-Natur-Epos, sondern das berührende Porträt einer Frau und ihr Kampf gegen Traumata.

Robin Wright schlüpfte auch in die Hauptrolle. Sie verkörpert Edee. Eine, wie man in Rückblenden erfährt, vom Schicksal gebeutelte Frau, die um ihren Mann und ihren Sohn trauert. Ihrer Therapeutin erzählt sie, dass es ihr schwerfalle, unter Menschen zu sein. Deswegen flüchtet sie: Sie kauft ein verlassenes Grundstück mitsamt simpler Blockhütte mitten in der landschaftlich überwältigen Bergkulisse Kanadas, entsorgt das Telefon und lässt den Leihwagen zurückbringen. Sie ist sich selbst ausgeliefert. So der Plan.

Reißende Flüsse, heulende Wölfe, krachender Schnee, leuchtender Indian Summer-Wald: visuell gibt das wildromantische Setting einiges her – inklusive Jahreszeitensprünge. Das Idyll trügt, denn im atmosphärisch dicht inszenierten Nirgendwo gerät Edee ständig an ihre Grenzen: Die Essensvorräte werden knapp, der Sturm zerstört die Gartenernte und von der Jagd hat sie keine Ahnung.

Als der Winter sie in aller Heftigkeit überrascht und ein Bär all ihre Konservenvorräte frisst, stirbt sie fast. Der Jäger Miguel (Demián Bichir, "The Hateful Eight") und dessen Schwester Alawa (Sarah Dawn Pledge) holen sie vom Rand des Todes zurück. Miguel kümmert sich, bringt Proviant vorbei und lehrt ihr, wie man jagt, fischt und Tiere häutet. "Warum hilfst du mir?", fragt sie. Er antwortet: "Du warst am Weg."
Miguel und Edee knüpfen eine zarte Bande: Auf gefühlsduselige Dialoge, ausschweifende Trauma-Talks oder Liebesszenen verzichtet die Regisseurin Wright. Die Schauspielerin Wright spielt die unnahbar Verwundete mit Zurückhaltung und der furiosen Fähigkeit, immer wieder das letzte Fünkchen Lebenswillen zu mobilisieren.

Wie sich Lebenswege kreuzen und wieder verlieren – auch das skizziert das ruhige, Mut machende Indie-Drama auf wunderschöne und schmerzvolle Weise. Taschentücher bereithalten.