Bewertung: *****

Die fantastisch ausgestattete und raffiniert inszenierte Netflix-Miniserie „Das Damengambit“ brach vorigen Herbst Rekorde und löste weltweit einen Schach-Hype aus. Sie erzählt vom rauschmittelabhängigen Waisenmädchen Beth Harmon (exzellent: Anya Taylor Joy), das die Welt der männlichen Schachgroßmeister nicht nur entert, sondern auf den Kopf stellt. Die Story ist gut.
Jene von Nona Gaprindaschwili, Nana Alexandria, Maia Tschiburdanidze und Nana Iosseliani aber ist besser – und echt noch dazu. Der Dokumentarfilm mit dem wohl an die Kultserie anlehnenden Titel „Glory to the Queen“ setzt den vier Schach-Ikonen ein Denkmal.

In Georgien, ihrem Herkunftsland, muss man sie niemandem vorstellen. Ganze Generationen an Mädchen wurden – auf dringende Empfehlung des Regimes – auf die Namen Nona, Nana oder Maia getauft. Und Schach-Aficionados bekommen noch heute glänzende Augen, wenn ihre Namen fallen. Denn: Von den 1960ern bis in die 1990er setzten die Schachmeisterinnen die männlich dominierte Welt am Brett schachmatt und emanzipierten die Welt der Damen, Türme, Springer und Läufer. Sie stürzten Könige im Auftrag der Sowjetunion, mehrmals.


Nona Gaprindaschwili, heute 80, war die Vorreiterin, sie trug von 1962 bis 1978 ununterbrochen den Weltmeistertitel und krönte sich 1978 als erste Frau mit dem Großmeistertitel – der höchsten Auszeichnung im Turnierspiel –, indem sie Männerturniere gewann. Den Weltmeistertitel verlor sie 1978 gegen die damals 17-jährige Maia Tschiburdanidze, die ihn bis 1991 hielt und sich 1984 als zweite Frau den Großmeistertitel erspielte. Iosseliani und Alexandria waren ebenso mit 17 schon Meisterinnen.

Die erste Frau, die Großmeisterin wurde: Nona Gaprindaschwili
Die erste Frau, die Großmeisterin wurde: Nona Gaprindaschwili © Filmdelights


Vor dem Brett waren sie verbissene Konkurrentinnen, privat mitunter befreundet: Die in Georgien aufgewachsene und in Wien lebende Filmemacherin Tatia Skhirtladze porträtiert die unterschiedlichen Persönlichkeiten und bringt das Quartett, das als Militäreinheit gesehen wurde, wieder zusammen.


Die launige Erzählhaltung ist von Empathie und Wissen über Georgiens Historie geprägt. Die Archivaufnahmen geben nicht nur einen Einblick in die Sowjet-Ära, sondern auch in die Geschlechterrollen einst und die Propaganda-Präsentation der vier im Heimatland als kochende Mütter, liebende Ehefrauen und brave Töchter vor idyllischer Natur, während sie um die Welt jetteten, Titel einheimsten und berühmte Spieler Angst vor ihnen hatten.
Großartige, kluge Hommage übers Gewinnen und Verlieren. Ein Film, der Mut und Selbstbestimmtheit impft.