Zehn Jahre nach seinem Tod sei seine „Stimme wieder laut zu hören“, freute sich Bettina Böhler bei der Uraufführung von ihrem Porträt „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ bei der Viennale vergangenen Herbst. Darin dokumentiert sie den 2010 im Alter von 47 Jahren verstorbenen Theater- und Filmemacher Christoph Schlingensief. Seine ehemalige Cutterin porträtierte ihn auf liebenswürdige, lakonische und schonungslose Weise und schenkte ihm – so Kurator Claus Philipp – erstmals „so etwas wie ein Werkverzeichnis“. Das Wiedersehen mit seinen Aufregern, seinen Anfängen, den Aktionen und seinen Erklärungen dazu macht Riesenfreude.

Denn seine Arbeiten regten Debatten an und PolitikerInnen auf: Mit Aktionen wie „Ausländer raus“, „Talk 2000“ oder Inszenierungen von Berlin bis Graz prägte Christoph Schlingensief jahrzehntelang den gesellschaftspolitischen und kulturellen Diskurs im deutschsprachigen Raum. Böhler über den Film: "Schlingensief war einer der politischsten Künstler des Landes. Er hat, mit seinen Mitteln, nicht nur die Bilder, Emotionen und Zustände der Kultur zerstückelt –bis hin zum Tempel der deutschesten aller Hochkulturen: dem Festspielhaus in Bayreuth–, sondern sich immer wieder in die Politik eingemischt."

Dabei arbeitete er sich stetig am Verhältnis zur Eltern in Oberhausen wie am Verhältnis zu Deutschland ab. Böhler zeigte ihn so, wie er war: als Gesamtkunstwerk. Der Montagefilm setzt auf private Aufnahmen, sein künstlerisches Vermächtnis, Talkshowautritte sowie Schlingensiefs Erzählstimme, Interviews mit BegleiterInnen und viel Humor. Ein Geschenk!

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