­Sound of Metal ­

Einer der außergewöhnlichsten, mutigsten und eindringlichsten Filme dieses Oscar-Jahrgangs: Im Fokus des Filmdebüts von Darius Marder steht der Schlagzeuger und Ex-Junkie Ruben (fantastisch: Riz Ahmed), der von einem Tag auf den anderen gehörlos wird. Einfühlsam wird hier von großem Verlust, einem Neuanfang in der Beziehung, dem inneren Kampf und dem harten Weg zurück erzählt. Ein leiser Film mit lauter Musik. Sechs Nominierungen für die 93. Oscar-Verleihung am 25. April - darunter u.a. als bester Film, bestes Originaldrehbuch, bester Hauptdarsteller (Riz Ahmed) und bester Nebendarsteller (Paul Raci). Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier!

Auf Amazon Prime

­ Ma Rainey's Black Bottom ­

Eine wunderbare letzte Rolle für den viel zu früh verstorbenen Chadwick Boseman, dem der Film fast mehr gehört als der Titelheldin Gertrude „Ma" Rainey (Viola Davis), der Pionierin des Blues. Das intensiv inszenierte Biopic von George C. Wolfe ist nicht nur einer von vielen Musikfilmen, sondern berichtet auch von der Ausbeutung schwarzer Musiker*innen durch weiße Manager*innen. Hätte sich ruhig noch ein paar Nominierungen mehr in den wichtigeren Kategorien verdient. Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier!

Auf Netflix

­ My Octopus Teacher ­

Näher kommt man der Biologie der Meere kaum: Der beeindruckende Dokumentarfilm "My Octopus Teacher" beginnt, wo viele Geschichten starten: in der Lebenskrise ihres Protagonisten. In diesem Fall im Burn-out des südafrikanischen Tierfilmers und Tauchers Craig Foster. Eine Begegnung mit einem Kraken wird ihn nachhaltig verändern. Sie freunden sich an, es gibt erste Berührungen von Tentakel zu Menschenhaut. Faszinierende Lovestory unter Wasser. Wie der Beziehungsstatus sich verändert? Müssen Sie sich selber anschauen. 

Auf Netflix

­ The Trial of the Chicago 7

Starbesetztes Gerichtsdrama: Aaron Sorkin rekonstruiert einen Schau-Prozess von 1969, in dem sieben junge Männer, die gegen den Vietnamkrieg demonstrierten, verurteilt wurden. Weil man in den USA Filme über historische Tatsachen, die den Finger in offene Wunden legen, traditionell gerne auszeichnet, gilt der sechsfach nominierte Film als einer der Mitfavoriten. Das Ensemble rund um Sacha Baron Cohen (als bester Nebendarsteller nominiert) und Eddie Redmayne spielt auf jeden Fall groß auf.

Auf Netflix

­ Time

Furioser Dokumentarfilm von Garret Bradley über #BlackLivesMatter einst und jetzt und noch viel mehr: Die Filmemacherin erzählt die Story von Fox und Rob Rich, die vor 21 Jahren versuchten, bewaffnet eine Bank auszurauben. Während sie zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, bekam er 60 Jahre. Die Kamera folgt den Lücken, die der Inhaftierte im Leben der Familie hinterlässt. Rohe Homevideos berichten vom Leben hinter Gittern. Bis es zum (intimen) Wiedersehen kommt.

Auf Amazon Prime

Mank

Ein Film wie eine Flucht in die goldene Ära Hollywoods: In „Mank“ erzählt David Fincher vom Konflikt zwischen Orson Welles und Drehbuch-Ikone Herman Mankiewicz, davon, wie das Drehbuch zum Klassiker „Citizen Kane“ entstand und wie die Traumfabrik damals tickte - und er vollendet auch die Story seines Vaters Howard Fincher. Die Oldschool-Hollywood-Hommage an eine Epoche mit vielen Anspielungen mit Gary Oldman und Amanda Seyfried ist visuell betörendes Schwarz-Weiß-Kino. Mit zehn Nominierungen geht "Mank" als klarer Favorit ins Oscar-Rennen, bei den Golden Globes ging der Netflix-Streifen aber überraschenderweise leer aus. Eine ausführliche Kritik und Einordnung lesen Sie hier.

Auf Netflix

Soul

Viele sehen in diesem Animationswerk den idealen Film für diese Zeit: Der Pixar-Streifen hat nämlich in erster Linie eine Funktion - er spendet Trost. Und wie! Regisseur Pete Doctor feiert im präpandemischen New York den Humanismus und das pralle Leben. Klingt kitschig? Ist es auch. Aber zudem ganz großes, euphorisches Heimkino. Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.

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Pieces of a Woman

Nicht das leichteste Thema: Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó verhandelt im Drama "Pieces of A Woman" das Thema Fehlgeburt rau, intensiv und mitunter an der Grenze des Zumutbaren. Die Britin Vanessa Kirby brilliert in ihrer ersten Kinohauptrolle mit einer ewig langen, ungeschnittenen Geburtsszene und gilt, nach dem Preis als beste Darstellerin in Venedig, damit auch als Mitfavoritin für Globes und Oscars. Ein schonungsloser Film zu einem wichtigen Thema, der im Hochglanz-Portfolio von Netflix dennoch seltsam daherkommt. Lesen Sie hier eine ausführliche Kritik zum Film. Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier!

Auf Netflix

One Night in Miami

Schade, dass es Regina Kings Regiedebüt nicht in die Top-Kategorien für die Oscar-Verleihung geschafft hat und sich stattdessen mit Nominierungen für das beste adaptierte Drehbuch, den besten Nebendarsteller (Leslie Odom Jr.) und den besten Song begnügen muss: Diese titelgebende eine Nacht ist jene vom 25. Februar 1964, als der junge Cassius Clay Box-Weltmeister im Schwergewicht wird und Sonny Liston besiegt. „One Night in Miami“ nimmt sich diesen Sieg zum Anlass, um, basierend auf Kemp Powers Theaterstück, ein Treffen zwischen den vier zu der Zeit wichtigsten afroamerikanischen Männern zu imaginieren: nebst Clay wären das Bürgerrechtler Malcolm X, Football-Star Jim Brown und „King of Soul“ Sam Cooke. In einem Motel debattieren sie über Gott, die Welt - und Rassismus. Ein sehenswert verdichtetes Kammerspiel. Eine Kritik lesen Sie hier!

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Neues aus der Welt

Der angenehm ruhige Western mit seinen atemberaubenden Landschaften und seiner versöhnlichen Hauptfigur lässt sich wunderbar als Kommentar auf die US-Gegenwart lesen. Nicht umsonst wird "News of The World" auch schon als erster Film der Biden-Ära gehandelt. Regieveteran Paul Greengrass schickt ein ungleiches Paar - Hollywoodstar Tom Hanks und die zwöfljährige Deutsche Helena Zengel - in das bürgerkriegsgebeutelte Amerika von 1870. Ein wunderbarer Film, der vierfach für einen Academy Award nominiert ist. Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier.

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