The Great Green Wall

Bewertung: ****

Der neue afrikanische Traum ist eine Mauer. Keine aus Beton und Stacheldraht, wie sie Europa für seine Grenzen im Sinn hat, sondern eine grüne aus Bäumen. Es ist eine Mauer gegen die Desertifikation, die Ausbreitung der Sahara, eine Wurzel vieler weiterer Probleme entlang der Sahelzone. Dürre führt zu Hungersnot, diese zu Konflikten, die Menschen vertreiben. Dort ist die „Frontlinie des Klimawandels“ und dort liegt die Ursachenbekämpfung, von der in Europa so gern gesprochen wird. „The Great Green Wall“ ist ein panafrikanisches Aufforstungsprojekt, 7000 Kilometer vom Senegal über Mali, Nigeria und Niger bis nach Äthiopien und Dschibuti. Die ausführliche Kritik zum Film der Woche lesen Sie hier.

Liebe war es nie

Bewertung: ***

„Sie war schön wie ein Pfirsich“. Helena Citron war eine der ersten Frauen, die von den Nationalsozialisten ins KZ Auschwitz gebracht wurde. Dass die „jüdische Hure“ den Holocaust überlebte, verdankte sie dem österreichischen SS-Offizier Franz Wunsch. Kurz nach ihrer Internierung wurden sie ein Liebespaar und riskierten dafür ihr Leben. Rund 30 Jahre, nachdem sich der Weg der beiden am Tor in Auschwitz trennte, sahen sie sich im Gerichtssaal wieder – Helena als Zeugin, Franz als Angeklagter im zweiten Wiener Auschwitz-Prozess. Die Stärke der Doku liegt in der differenzierten Annäherung an die unfassbare Lovestory. Statt Schwarz-Weiß-Malerei wird deutlich, wie nahe Gut und Böse beieinanderliegen.

Les Dames

Bewertung: ***

Sie sind ledig, verwitwet oder geschieden. Sie hatten Kinder, Männer und Jobs. Was die von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond porträtierten Frauen verbindet: Der Kampf gegen das Alleinsein, die Hoffnung auf eine neue Liebe. Mit viel Empathie rücken die Filmemacherinnen fünf Vertreterinnen der Generation 60 plus in den Kamerafokus, die sich von der Gesellschaft nicht mehr wahrgenommen fühlen. Sie begleiten die Frauen im „Unruhestand“ durch ihren Alltag und sprechen mit ihnen über ihre Vergangenheit und Zukunft, Wünsche und Sehnsüchte, Beziehungen und Sexualität. Die Stärke der Doku liegt in der Offenheit, mit der die Protagonistinnen Einblicke in ihr Seelenleben geben – inklusive lebensnaher Weisheiten.

Mein Liebhaber, der Esel und ich

Bewertung: ***

Wer ist hier der Esel? Lehrerin Antoinette (Laure Calamy) will mit ihrem Geliebten verreisen. Der sagt ihr ab, weil er mit der Familie wandern geht. Antoinette reist ihm hinterher und bucht sich Esel Patrick dazu. „Mein Liebhaber, der Esel und ich“ von Caroline Vignal ist eine herzerwärmende und leichtfüßige Liebes- und Selbstfindungskomödie, die in Frankreich diesen Sommer zum Hit wurde. Ideal für einen Freundinnenabend im Kino.

Mrs. Taylor's Singing Club

Bewertung: **

Teekränzchen, Strickclub oder Chorsingen? Auf einem britischen Militärstützpunkt sorgen sich die Soldatenehefrauen um ihre Männer im Auslandseinsatz. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, gründet Kate (Kirstin Scott Thomas) den „Military Wifes“-Chor, wie der Film im Original heißt. Da die Offiziersgattin keine Ahnung vom Singen hat, muss sie sich mit der musikalischen und tonangebenden Lisa (Sharon Horgan) zusammenraufen. Gemeinsam führt das ungleiche Duo den Frauenchor in ungeahnte Gesangshöhen. Von einem cineastischen Höhenflug ist Peter Cattaneos Feelgood-Movie weit entfernt. Neben dem vorhersehbaren Plot und dessen uninspirierter Umsetzung wirkt das gesamte Setting sehr gewollt. Auch musikalisch bleibt der auf wahren Ereignissen beruhende Gesangsfilm hinter genreüblichen Produktionen zurück. Einzig die Botschaft ist stimmig: Gemeinschaftliches Singen hilft bei der Bewältigung von (Lebens-)Krisen.

The Mortuary

Bewertung: **

Eine Bibliothek ist an sich kein unheimlicher Ort. Wenn sie dem Bestatter Montgomery Dark (Clancy Brown aus „Shawshank Redemption“) gehört, dreht sich darin aber alles um den Tod, „das wie und das wieso“. Die junge Sam bewirbt sich als Assistentin im Gothic House des Bestattungsunternehmens samt Leichenhalle und Krematorium und ist fasziniert von seinen ‘Gore’-Geschichten. Der Film von Ryan Spindell erzählt uns vier davon. Eine langfingrige Taschendiebin trifft auf ein Tentakelmonster. Ein pseudo-feministischer College-Student muss sich den Konsequenzen ungeschützten Geschlechtsverkehrs stellen. Ein Ehemann einer gelähmten Frau steckt im Lift fest. Und die letzte Geschichte ist Sams eigene. Gruselig-unheimlich und absichtlich überzeichnet, aber nicht furchtbar furchterregend, beweist die eher langsame Kurzgeschichten-Sammlung auch immer wieder Humor. Unter’m Strich ist aber vor allem der Retro-Stil der düsteren Ausstattung auffallend.