Bewertung: ****

Der neue afrikanische Traum ist eine Mauer. Keine aus Beton und Stacheldraht, wie sie Europa für seine Grenzen im Sinn hat, sondern eine grüne aus Bäumen. Es ist eine Mauer gegen die Desertifikation, die Ausbreitung der Sahara, eine Wurzel vieler weiterer Probleme entlang der Sahelzone. Dürre führt zu Hungersnot, diese zu Konflikten, die Menschen vertreiben. Dort ist die „Frontlinie des Klimawandels“ und dort liegt die Ursachenbekämpfung von der in Europa so gern gesprochen wird. „The Great Green Wall“ ist ein panafrikanisches Aufforstungsprojekt, 7000 Kilometer vom Senegal über Mali, Nigeria und Niger bis nach Äthiopien und Dschibuti. Diese Route vollzieht die Doku des New Yorkers Jared P. Scott nach. Bereits in seinem genialen filmischen Gespräch mit Noam Chomsky „Requiem for the American Dream“ ließ er andere zu Wort kommen. Im aktuellen Film, zu dem es auch einen Virtual-Reality-Ableger gibt, ist das umso wichtiger.

In der Musikerin Inna Modja hat er eine perfekte Protagonistin gefunden. Mit ihr zusammen nähert sich der Film der ökologischen Utopie mit Hilfe der Musik. Motto „Wir haben Konflikte. Wir haben Armut. Aber wir haben viel mehr.“


Modja erzählt von ihrem Aktivismus, aber vor allem spricht sie mit Betroffenen. Mit Mädchen in Nigeria, die von Boko Haram entführt wurden und Buben, die für sie kämpfen mussten. Mit Farmern im Senegal, die sich fragen „Should I stay or should I go“.

Führt durch den Film: Inna Modja
Führt durch den Film: Inna Modja © Polyfilm

Oder Frauen, die sich gegen Genital-Verstümmelung einsetzen. Dazwischen verwandelt sie diese Geschichten in Songs und wendet sie mit einem Album ins Positive. Wie Modja vor der UNO erklärt, ist diese Mauer auch ambitionierte Idee im Sinne des Politikers Thomas Sankara, einer der Väter des Panafrikanismus. Einer der Musiker meint „Mein Wakanda ist Sankara. Wer braucht noch Marvel.“