Bewertung: ***

Das Overlook Hotel ist nicht gerade die beste Urlaubsadresse. 1980 wurde Jack Nicholson dort von seinen alkoholgeschwängerten Dämonen in den Wahnsinn getrieben. Stanley Kubrick sorgte als eiskalter Regiemeister für die Kult-Adaption von „The Shining“. Dass Autor Stephen King die Verfilmung gar nicht gefiel, ist kein Geheimnis.
Nun wagt sich erneut ein Regisseur an den Stoff rund um den kleinen Danny und seine Gabe. Was im visuellen Rausch von Kubrick unterging, ist die psychologisch übernatürliche Dimension des Scheinens. Der erwachsene Danny (Ewan McGregor) hat mittlerweile gelernt, seine Kräfte und seinen vom Vater geerbten Alkoholismus in Zaum zu halten.

Er begleitet als Doctor Sleep im Hospiz Sterbende einfühlsam in den Tod. Doch dann kontaktiert ihn aus der Ferne die kleine Abra (Kyliegh Curran), die ähnlich starke Kräfte besitzt. Er muss sie vor einer Gang von ebenfalls begabten Gestalten beschützen, die Jagd auf Menschen mit dem „Shine“ machen. Wie ein Mix aus Vampiren und X-Men nähren sie sich vom Dampf sterbender Begabter, um ihr eigenes Leben zu verlängern. Ihre Anführerin ist ein cooler Hippie-Bösewicht namens Rose The Hat (Rebecca Ferguson).


Regisseur Mike Flanagan macht, anders als Kubrick, keinen Hehl daraus, dass er einen Roman-Thriller auf die Leinwand bringt. In langen, aber nicht langweiligen zweieinhalb Stunden inszeniert er ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel mit unheimlich übernatürlichen Figuren. Darin spielt auch das berühmte Overlook Hotel eine Rolle, und Kubricks „Shining“ wird in geschickten Referenzen wachgerufen.

Näher an der literarischen Vorlage


Das Motto von Doctor Sleep ist aber, getreu Kings Vorlage, ein anderes: weniger Horror, mehr Menschlichkeit. Und: Die USA sind kein schrecklicher, aber ein unheimlicher Ort geworden.