Besser als Alice Schwarzer kann man es nicht sagt: „Da ist Österreich was passiert“, betont sie in Sabine Derflingers Porträt „Die Dohnal“. Sie ist passiert: Johanna Dohnal. Feministin, SPÖ-Politikerin, von 1990 bis 1995 erste Frauenministerin Österreichs und bis heute Ikone der Frauenbewegung.
Am Freitag feierte der Film bei der Viennale seine Premiere, im Kino läuft er ab 14. Februar, Dohnals Geburtstag und wenige Tage vor ihrem zehnten Todestag. Der Regisseurin ist ein widerspenstiges Zeitdokument geglückt, eine Heldinnengeschichte und ein Sittenbild zwischen Machos, Zigarettendunst und Schlaghosen.

Der Film erinnert daran, wie schlecht es um die rechtliche Stellung der Frau vor der Ära Dohnal bestellt war. Und mahnt ein, wie wenig mancherorts seitdem passiert ist.

Ein Sittenbild

In Interviews erzählen Weggefährten wie Maria Rauch-Kallat von geheimen Pakten über Parteiengrenzen hinweg, Am charmantesten, aber auch entlarvendsten sind die Archiv-Ausschnitte – u.a. eine „Club 2“-Sendung zum Thema Vergewaltigung, in der Richard Nimmerrichter alias „Staberl“ auszuckt und Dohnal persönlich angreift. Hintergrund: Erst 1989 wurde die Vergewaltigung in der Ehe jener außerhalb der Ehe rechtlich gleichgestellt.


Mitarbeiterinnen erzählen, wie sehr ihre Chefin angefeindet wurde und ihre Enkelin erinnert sich, wie ihr die Frauen auf der Straße dankten – mit den Männern an der Seite oft nur heimlich zunickten. Ex-Politiker wie Ferdinand Lacina und Franz Vranitzy, er hat sich Dohnal 1995 wenig elegant entledigt, kommen ebenso zu Wort wie die Kulturschaffenden Pia Hierzegger, Yasmin Hafedh oder Julya Rabinowich.

© (c) Elfie Semotan


Die private Johanna Dohnal blitzt viel zu selten in jenen Szenen auf, in denen ihre Lebenspartnerin Annemarie Aufreiter berichtet, warum sie sich als Ministerin nie geoutet hatte: „Das hätten meine Frauen nicht verkraftet.“ Ein wichtiger Film, der auch den einen oder anderen Einblick in die SPÖ-Hierarchien von einst und jetzt gewährt