Bewertung: ***

Dass gerade die Marvel Studios Spezialeffekte verteufeln, hätte auch niemand gedacht. Die finanziell erfolgreichen Avengers-Superhelden hätten es ohne Superbilder aus dem Computer schwer gehabt.
In der neuesten Auskopplung „Spider-Man: Far from Home“ unter der Regie von Jon Watts inszeniert aber ausgerechnet eine Gruppe frustrierter Mitarbeiter der Stark Industries mithilfe fortschrittlichster Technologie elementare Bedrohungen. Dumm nur, dass die Avengers nach ihrem „Endgame“ erst einmal ausgiebig urlauben.


Und Spider-Man (gewohnt sympathisch-tollpatschig: Tom Holland) will sich nach seiner Nebenrolle im Weltraum eigentlich lieber auf die Schule konzentrieren. Außerdem steht für den 16-Jährigen ein Schulausflug nach Europa an. Dabei will er seinem Herzblatt M.J. seine Liebe gestehen – für den Teenager eine größere Herausforderung als so mancher Superbösewicht. Doch die neue Marvel-M.J. (cool: Disney-Starlet Zendaya) ist ihm auf ihre erfrischend seltsame Art schon einen Schritt voraus.


Auch wenn der Sightseeing-Trip in Venedig von einem kurzen Einsatz gegen ein touristengefährdendes Wasserwesen unterbrochen wird, setzt Peter Parker lieber private Prioritäten. Doch Avengers-Papa Nick Fury hat es nicht gern, wenn seine Anrufe weggedrückt werden. Er redet dem Spinnenmann auf seine Art ins Gewissen und bucht die ganze Klasse kurzerhand vom teuren Drehort Paris ins billigere Prag um, weil dort die große Bedrohung in Form eines Feuermonsters lauert.

Ein guter Grund, sitzen zu bleiben Die doppelbödige Action ist dabei gewohnt luftig, samt starken Illusionsszenen wie aus einem „Inception“-Traum. Wer sich nun wundert, wo denn die restlichen Avengers sind und warum der sonst so vife Nick Fury so leichtgläubig ist, dem lässt der Film bis zur Post Title Sequence bewusst die Skepsis. Im Unterschied zum Großereignis „Endgame“ gibt es beim Spinnenmann und seinen Kämpfen nämlich wieder einen Grund, beim Abspann sitzen zu bleiben. Beim zweiten Einzeleinsatz von Spider-Man im Marvel-Cinematic-Universum tritt die Teenager-Kombination mit Peter Parkers Highschool-Welt noch stärker zutage, inklusive plakativen Europa-Tourismus. Das ist eine klare Ansage an das jugendliche Publikum. Die ehrlichen inneren Konflikte und die raffinierte Erzählung tragen jedoch die souveräne Marvel-Handschrift.